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(and, nur waren es die Söhne und Töchter der früheren
Generation: der Graf Harrach und seine Frau, Ernst Kauniß,
der junge Rosenberg, Karl Liechtenstein u. a. Wie 1764
erschienen die Kurfürsten und Gesandten in ihrer höfischen
Pracht, aber das Schauspiel der Kaiserkrönung erschien den
meisten nur mehr als eine veraltete, herabwürdigende Cere-
monie. Einer der Zuschauer beschreibt den Kaiser, wie er
in dem abgeschabten Mantel und den alten Kaiserpantoffeln
zur Kirc<e ging und fügt hinzu"): „Nichts konnte ein trau-
rigeres Vild der eiskalten, erstarrten und kindisch gewordenen
alten , deutschen Reichsverfassung geben, als das Fastnacht-
spiel einer solchen, in ihren Feen prangenden Kaiserkrönung.“
Leopold 1... wandte dem Sohne der Fürstin Eleonore
eine besondere Gunst zu, er ernanute ihn zum Director der
Cabinetskanzlei, nahm ihn nach Frankfurt mit und schi>te
ihn im November nach Paris, um dem französischen Hofe
die neue Regierung anzuzeigen und zugleich über die Lage
der Königin Marie Antoinette getreu zu berichten * In
Wien weihte er den jungen Mann in die geheimen Beziehun-
gen der Politik ein, ging mit ihm spazieren und zeigte ihm
ein wahrhaft väterlihes Bertrauen. Zm Frühjahre 1791
begleitete Fürst Karl den Kaiser nach Italien, im Sommer
nach Pilnitz und Prag. Er schrieb seiner Mutter, wie gütig
und vertraut der Kaiser mit ihm sei, daß er ihn wie seinen
Vater betrachte und ihm alles sage; aber diese konnte die
Furcht nicht unterdrücken, daß diese Gunst bald eine andere
Wendung nehmen würde. Eleonore lebte Sommer und Winter
1) Lang, Memoiren, 1. 212.
2) Arneth, Marie Antoinette, Joseph Il. und Leopold I1., 193, 146.