Leben zu.“ Desto tiefer trafen ihn die Nachrichten aus Un-
garn und den Niederlanden. Von Tag zu Tag kamen Klagen
und Beschwerden. In Ungarn war der Reichstag das Losungs-
wort. Die Zosephinische Regierung fand keinen Gehorsam
mehr, die Beamten wurden entlassen, die deutsche Sprache
abgeschafft , die Steuer verweigert, die Recrutenstellung und
Getreidelieferung suSpendirt. In den Niederlanden erklärten
die Stände von Brabant am 19. December die Unabhängig-
feit des Landes, weil der Souverain seinen Eid gebrochen
habe, die Generalstände übergaben die Regierung einem Con-
greß und sagten sich am 20. Jänner 1790 von Oesterreich
(08. Die Abgeordneten der Brabanter wie der Ungarn
fanden in Berlin freundliche Aufnahme und es schien, daß
Preußen mit der Volksbewegung in Ungarn, Polen und Bel-
gien im Bunde auf den Kampfplatz gehen werde !). Diese
schlimmen Nachrichten haben den Kaiser stoßweise in den
Tod getrieben. „Versunken in mein eigenes Mißgeschi“,
schrieb er an Leopold Y. „und in das des Staates, mit einer
Gesundheit, welche mich jeder Erleichterung beraubt und nur
die Arbeit noh peinliher macht, bin ich gegenwärtig der
unglülichste unter den Lebenden; Geduld und Ergebung sind
meine einzige Devise. Du kennst meinen Fanatismus, darf
ich sagen, für das Wohl des Staates, dem ich alles geopfert
habe; das bi8hen guten Ruf, das ich besaß, das politische
Ansehen, welches die Monarchie sich erworben, alles ist dahin;
beflage mich, mein theurer Bruder, und möge Gott Dich vor
einer ähnlichen Lage bewahren." Zu Weihnachten konnte er
1) Häusser, deutsche Geschichte, 1. 243.
2) 21.--24. December 1789. Arnetb, I1l. 303, 305.
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