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Palais Harrach auf der Freiung. 1783 starb der Vater
und Johann Harrach wurde der Erbe der reichen Besitzungen
seines Geschlechtes in Böhmen, Mähren und Oesterreich.
Den Frühling und Herbst verlebten sie gewöhnlich zu Bru>k
an der Leitha, welches den Harrach seit 1564 gehört. Das
Scloß sah mit seinen Mauern, Thürmen und Wassergräben
ganz alterthümlich aus, aber es war prachtvoll eingerichtet,
und hatte einen weiten englischen Garten, welcher der erste
und berühmteste dieser Art in Oesterreich war. Im Sommer
gingen sie auf isre Güter in Böhmen und Mähren und mit
Vorliebe auf das veizende Gut Großpriesen an der Elbe,
welches damals von allem Verkehr der Welt entfernt in
einem Waldwinkel wie verste>t lag. Das kleine Schloß mit
seinem Thürmchen hatte nur wenig Räume, aber die Luft
war so mild, so frisch und duftig, daß die junge Frau hier
wochenlang wie in einer Einsiedelei lebte. Viele ihrer Briefe
sind aus diesem Hause geschrieben. Eleonore liebte ihre
Tochter wie eine jüngere Schwester, wie eine Freundin , sie
fühlte eine Lüe in ihrem Leben, als Zosephine geheiratet
hatte. „Meine Tochter fehlt mir überall“, klagte sie; „es
ist ein großes Opfer, seine Kinder wegzugeben und die an-
deren Leute glauben noh, uns eine Gnade zu erweisen, wenn
sie sie nehmen *.“ Sie wurde glüklich, wenn sie wieder mit
Zosephinen verkehrte, traurig, wenn sie getrennt von ihr lebte.
In ihren Briefen zeigt sie ein Vertrauen, eine Hingebung
ohne Gleichen. Die Sehnsucht entlo>t ihr oft die zartesten,
holdesten Liebesworte : „Wenn Zhr kommt, ist ein glülicher
Tag für mich; Deine Briefe sind so zärtlich , so lieb und
1) Eleonore an Leopoldine, Krumau 21. Juli 1782.