Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

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sang ihrer Tochter , das fröhliche Lachen der Knaben hörte, 
wenn sie mit ihnen las oder spielte, wenn ihr Mann fam, 
wenn sie des Morgens durch den Garten, Abends durch die 
Wälder gingen. Nur einmal nach langen Jahren besuchte 
sie ihr altes Meserits<h. In einem Screibtische ihres 
Mannes fand sie ihre eigenen Briefe aus den sechziger und 
siebenziger Jahren, wo so vieles auf sie eingestürmt hatte, 
aber die Lectüre regte sie so auf, daß sie nicht schlafen konnte '). 
Ihre Eye war nach den kleinen Eifersuchtsscenen wahrhaft 
glücklich und friedlich. Die Worte Maria Theresia's: „Die 
thörichte Liebe vergeht bald, aber man muß sich achten und 
nüßli< sein“, erfüllten sich an ihr. Eleonore ehrte die feste, 
edle Gesinnung ibres Mannes, seinen ritterlichen Sinn, seine 
herzliche Güte und seine gemäßigte, billige Denkart. Da sie 
seinen eisernen Willen kannte und fürchtete, widersprach sie 
ihm nur selten, war ihm gefällig, zeigte ihm ein unbedingtes 
Vertrauen und ließ ihm die volle Freiheit des Gehens und 
Kommens. Sie sah es ungern, als er 1783 nach Italien 
reiste, aber sie fügte sich und begrüßte ihn nach seiner Rü>- 
fehr mit gleiher Zärtlichkeit. Fürst Karl war mit Leib und 
Seele Soldat, er gehörte zu den österreichischen Edelleuten, 
welche wie in der Zeit des Vasallenthums in persönlicher 
Treue ihrem Herrn dienten und die Formen des Staates 
nur als wechselnde Erscheinungen des Lebens auffaßten. 
Dabei hatte er eine strenge, unabhängige Gesinnung und war 
niemals ein Höfling. Weil er sich ungern den Bedingungen 
des amtlichen Verkehres fügte, kam er öfter in Streit mit 
dem Hofkriegsrath und seine Vorgeseßten ließen ihm das 
1) Eleonore an Leopoldine, 8. August 1781.
	        

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