-- 196 --
Frauen meinten jedoch, er sei im Grunde seines Herzens
zur Gnade geneigt und wolle die Dinge auf den Stand vor
dem 1. Jänner zurückführen *). Darin täuschten sie sich,
denn der Kaiser verlangte die Durchführung der Ordonnan-
zen und gab Befehl, jede Emeute in Brüssel mit Gewalt zu
unterdrücken. Er wohnte damals im Augarten und litt an
einem trofenen, krampfhaften Husten. Zuweilen besuchte er
die Frauen, fuhr mit ihnen nach Dornbach , in den Prater,
blieb aber sehr schweigsam und sprach nur wenig über die
Niederlande, obwohl im August die Abgeordneten der Stände
nach Wien kamen und der Gegensaß zwischen der Regierung
und den Ständen immer offener heraustrat.
Die Fürstin Eleonore sah uur trübe in die Zukunft
und zog sich für einige Zeit zurü, Sie hatte andere Sor-
gen und Freuden, und auf dem Lande vergingen ihr alle
Wiener Aufregungen. „I< bin so weit gekommen“, hatte
sie shon vor Jahren geschrieben, „daß ich allen anderen Ver-
gnügungen entsage für meine Freiheit und meine Ruhe. Wie
glü>lich würden wir auf dem Lande leben, unsere Kinder
erziehen, die Güter verwalten und unsere Herzen rein und
fröhlich bewahren. Das alles opfert man der Langeweile,
den Intriguen und der erstienden Luft in der Stadt. Mit
dem Landleben ist es wie mit der Tugend, man fürchtet sich
zu langweilen und doch ist man nie zufriedener und freier,
als wenn man sie übt *)." Glü> und Frieden kam über sie,
wenn sie in das Schloß Krumau einzog, wenn sie den Ge-
2) Eleonore an Josephine Harrach, 24. Juli 1787.
2) Eleonore an Leopoldine Kaunitz, 29. Juli 1781, 10. August
1-22.
175 Zum.