-- 1735 -
Damen. An warmen Tagen kam er zu ihnen in den Garten-
zeigte ihnen Blumen und sprach, wie alte Leute pflegen, gern
von der Vergangenheit.
Eine wahrhaft vertraute Freundschaft hat Joseph nur
seinem Bruder Leopold , dem Großherzog von Toscana , be-
wahrt. Er theilte ihm alles mit, seine politischen Pläne,
die Resultate seiner Regierung, seine Neigungen und Ver-
gnügungen und mit einer Offenheit und einer Innigkeit, wie
sie selten zwischen einem Souverain und dem künftigen
Thronfolger stattgefunden hat. Der Großherzog war in den
ersteren Jahren mit der Zosephinischen Politik in allen Rich-
tungen einverstanden, ja er ging in seinen Anschauungen, na-
mentli<h über die kirc<lihen Reformen, viel weiter als der
Kaiser. Oefter erhob er sich zu enthusiastischen Lobpreisungen.
So schrieb er 1783: „Niemals hat der Wiener Hof eine
schönere, würdigere und passendere Rolle gespielt, als im ge-
genwärtigen Augenblie“ ; und dann: „Die Religion wird es
Dir danken, daß Du Europa aufgeklärt und sie von dem Aber-
glauben und den Mißbräuchen gereinigt hast; viele haben sich
darüber beklagt, ohne gleich Dir den Muth zu besitzen, sie
Stirn an Stirn und an der Wurzel des Uebels anzugreifen *).“
1783 im December reiste der Kaiser nach Ztalien, nach Rom,
um sich mit deim Papste über die kirc<hlich-politischen Verhält-
nisse in Oesterreich auseinanderzusezen und nac< Neapel-
um seine Schwester, die Königin Karoline, zu sehen und zu
sprechen. Zm Zänner blieb er längere Zeit bei seinem
Bruder in Pisa und es wurden dort familiäre und politische
2) Arneth, Joseph Il. und Leopold von Tos8cana 1781-90. 1.
183, 189.