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fel8, war voll Eigenliebe, Hochmuth , Eifersucht, in seinen
Schriften oberflächlich, nüchtern, doctrinär. Er hat die Be-
rufung Lessings nach Wien verhindert und sich mit seinen
Feinden verbündet. Erst als er sich auf die juristische Lite-
ratur beschränkte, vermochte er Positives zu leisten. Wie
wenig schöpferisch , wie unklar und unreif die Aufklärung in
Oesterreich war, geht auch aus der Neigung für die wissen-
schaftlihen Träumereien der Schädellehre und des Magne-
tiSmus8, aus der Neigung für das geheimbündlerisc<e Wesen
hervor, welches damals vie gebildeten Kreise in Wien und
in den Provinzialstädten erfaßt hatte.
Der Freimaurer-Orden hatte in der Zosephinischen Zeit
seine Glanzperiode in Oesterreich. Kaiser Franz 1., der Ge-
mal Maria Theresiens , war in seinen jungen Jahren Mit-
glied des Maurerbundes und no< in Wien Mitglied einer
Loge, bis Maria Theresia dieselbe aufheben ließ. Zur Zeit
Kaiser Josephs zählten die Wiener Logen mehr als 600
Brüder, unter ihnen Schriftsteller, Officiere, Beamte, Adelige*) ;
so in der Loge zur „wahren Eintracht“ : Birkensto>, Blum-
auer, Denis, Born, E&hel, Leber, Gebler, Graf Franz
Dic: richstein ; in der Loge „zum heiligen Joseph“ : Alxinger,
Moritz Fries, Gräffer, Dr. Kratter; in der Loge zur „ge-
krönten Hoffnung“: die Grafen Zohann und Joseph Bucquoy,
Franz Czäterhazy, Kolowrat, Karl Palffy, Ioseph Thun,
Banffy , Zoseph Thürheim, Wenzel Sinzendorf, General
Clairfait, Erust Kaunitz, die Fürsten Karl Liechtenstein, Karl
Dietrichstein u. a. Der Herzog Albert von Sachsen-Teschen
!) Vergleiche: Lewis, Geschichte der Freimaurerei in Oesterreich,
1861: Henne, Culturgeschi<te der neueren Zeit, Il. 257.