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und offen über kirchliche Dinge äußerte; eben so offen und
frei sprach sie dagegen und oft mit einer Erregung und einem
Feuer, welches alles verdarb. „Ich weiß nicht“, schrieb sie
1783, „welcher Dämon mir auf der Zunge sitt, daß ich
immer spreche, wenn ich schweigen sollte; ih entfremde mir
die Gemüther und empfinde selbst Unruhe und Reue darüber.“
Einst fragte sie den Kaiser, ob er die ueue Schmähschrift
über ihn gelesen. Zoseph erwiederte: „Es ist mir gleich, ob
man gut oder schlimm von mir spricht; dem einen wird es
gefallen, dem anderen mißfallen; wenn man sich nur nichts
vorzuwerfen hat, die innere Ruhe ist ein Gut, welches man
ni<t nehmen und nicht geben kann *)." Als die Fürstin einst
dem Kaiser klagte, daß er die Autorität des Papstes vernich-
ten wolle, daß sie und alle zittern für ihre geheiligte Religion,
daß alle Grundfesten des Glaubens erschüttert würden, bat
sie der Kaiser, sich besser zu unterrichten und nicht allen
Glauben zu schenken, welche gegen ihn schrieben oder sprächen.
Da jedoch die Fürstin mit ihren Angriffen fortfuhr, ant-
wortete er entschieden: „Ich habe meine eigene Ansicht dar-
über und nichts kann dieselbe ändern; meine Erziehung, meine
Studien , alle meine Reflexionen haben mich dahin gedrängt
und mich darin bestärkt; aber ich lasse Ledermaun seine
Meinung und will die meinige Niemand aufzwingen.“ Eleo-
nore fühlte dabei, wie sie versicherte, ihr Herz voll Sham
und Zorn klopfen; sie brach das Gespräch ab, aber sie wagte
feinen Lersuch mehr, den Kaiser zu bekehren und sie selbst
wurde in ihrer Denkart gemäßigter und mißbilliate "gar die
Opposition der Bischöfe. So sehr sie durch die Hast und
1) Eleonore an Leopoldine, 7. Juli 1782.