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schrieben: „Die Aristokratie ist immer und überall unzufrie-
den mit der Regierung, die sie doch selbst erschaffen hat.
Die Herren syrechen immer von ihren Rechten und Privi-
legien, alle diese Rechte und Privilegien werden zusammen-
stürzen.“ Aber die Gräfin war eine fromme Katholikin, der
Kirche getreu bis zum Aeußersten, sie kehrte sich unbedingt
gegen das neue Verhältniß des Staates zur Kirche, das sich
vor ihren Augen entwickelte und das sie wie ein neues Keker-
thum, als den Abfall von der Lehre und Geschichte der Kirche
aufnahm. Die Kaunitz schrieb ihrer Schwester 1: „Die Kirche
kann nicht bestehen ohne Oberhaupt; wenn ein Souverain
über dogmatische Lehren entscheidet, errichtet er ein königliches
Primat wie in England; in Glaubenssachen kann für Katho-
lifen nur eine Bulle des Papstes giltig sein, sie bedarf der
Sanction des Souverains nicht. In Disciplinaxsahen muß
die Kir<he mit den Geseken des Staates übereinstimmen,
venn er hat die vollziehende Gewalt. Was man gegenwärtig
von einer allgemeinen Kirche spricht, ist eine leere Ausflucht,
Auch die Protestanten haben so gesprochen und sich doch dem
Coneil von Trient nicht unterworfen. Die wahre, einzige
Kirche ist jene, welche immer bestand, welche uns von unseren
Vätern überliefert ist; sie kann zwar in der äußeren Disciplin
schlaff werden, aber niemals im Glauben wanken, sie ist so
rein geblieben, wie wir sie von Jesus Christus selbst erhalten
haben ; was man auch gegen sie unternehmen wird, es wird
alles vergeblich sein.“ Und ein Jahr später *?): „I< glaube,
ver Kaiser kennt die Folgen seiner Handlungen nicht; die
1) Leopoldine an Eleonore, 7, Juli 1781.
2) Leopoldine an Eleonore, 7. August 1782.