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„Es ist schrecklich", schrieb die eine 1766, „niemals in Ruhe
seben zu können; dieje Herren im Reich mit ihren souverainen
Ansprüchen sind wahre Sclaven.“ Es kam eine Zeit, in
welcher der reiche arme Fürst nicht viel zu verzehren und
eben so wenig zu regieren hatte, besonders als die Güter
unter kaiserliche Sequestration kamen. „Er lag dann , weil
er nichts mehr zu thun hatte, tagelang im Fensterflügel seines
Schlosses oberhalb des Thores, beobachtete die Leute, die
aus- und eingingen, rief sie wohl auch an, beschied sie zu
sich herauf, ließ ihnen zu essen und trinken geben und plau-
derte mit ihnen * " Nur vom Reichskammergericht oder
Reichshofrath durfte Niemand sprechen. Er war nicht der
Einzige, welcher über die Langsamkeit und Bestechlichkeit der
Reichsjust3 zu klagen hatte, denn viele Herren waren in
einer ähnlichen Lage. Wir wissen, daß bei dem Reichs-
kfammergeriht ein einziger Proceß um eine reichsgräfliche
Besitzung 188 Jahre gedauert hat, und daß die Zahl der
rüständigen Processe im Jahre 1772 nicht weniger als
61.233 betragen hat. Bei all seinen Shwächen war Fürst
Aloys, wie sein Vetter Kraft Ernst, der erste Fürst von
Oettingen-Wallerstein, ein Mann von Geist und Herz, viel-
seitig gebildet, wohlwollend und freigebig. In den Noth-
jahren 1770 und 71 hat er viel zur Linderung des Elendes
beigetragen, indem er von weither Getreide in das Land
führen ließ. Dabei war er von fürstlihem Stolz und auf
seine Herrenrechte sehr eifersüchtig. Er setzte es nog 1767
durch, daß die fürstliche Stimme im schwäbischen Kreistage
!) Memoiren des Ritters von Lang, 1, 49.