-- 152 --
Wohl aber hat der Marschall Lascy vermittelt und zuletzt
behielten alle Recht : vorerst die Kaiserin, denn der Kasernbau
wurde fortgeseßt und Joseph, denn der General Auerhammer
blieb in Lemberg. Fürst Karl unterwarf sich, nahm eine
Audienz bei dem Kaiser und als dieser ihn für den 1. No-
vember zur Hubertusjagd einladen ließ, war die Versöhnung
auch äußerlich wieder hergestellt. Und Eleonore, welche
Briefe voll Feuer und Flammen geschrieben hatte, kam nach
Wien und war für Joseph so liebenswürdig wie zuvor. Die
Gräfin Kaunitz hatte nach allen Seiten zu dämpfen versucht
und beurtheilte den Kaiser in dieser Sache milder und un-
befangener als ihre Schwester: „Der Kaiser ist unser Herr“,
schrieb sie, „er kann befehlen; er ist ein besonderer Mann,
den man nehmen muß, wie das Wetter ; wir sind ihm ge-
genüber wie die Armen der Kälte, dem Sturm und Regen
ausgeseßt; ih bin der Ansicht des Marschalls, es ist unmög-
lich, daß der Kaiser selbst Genugthuung gebe“ u. a. Eines
Tages, am 23. October, war der Kaiser zu ihr gekommen
und hatte sich heftig über Eleonore beklagt, daß sie alles auf
die Spitze treibe. „Wenn ein Richter", sagte er zur Gräfin,
„Sie wegen einer ungerechten Sache verurtheilt, werden Sie
aufhören, sein Freund zu sein?“ „Ohne Zweifel“, erwiederte
die Kaunitz, „denn die Freundespflicht des Richters wäre es
gewesen, zu sagen: Sie sind im Irrthume, Sie haben gegen
die Regel gehandelt, ziehen Sie den Proceß zurü, meine
Pfliht würde mich zwingen, gegen Sie zu sprechen.“ Zoseph
fuhr fort: „I<h konnte nicht anders handeln, denn der Hof-
kriegsrath mußte in seinem Rechte bleiben.“ „3a“, ent-
gegnete die Gräfin, „aber Eure Majestät werden einsehen,
daß der Fürst Karl nicht fortdienen kann und meine Schwester