= 1453 --
und Süden Frankreichs vergessen. Er schrieb ihnen von
Paris, Toulon, und aus der Schweiz erzählte er ihnen von
seinem Besuche in Ferney, ohne Voltaire gesehen zu haben:
„Auf der letzten Post vor Genf fam ein Herr zu meinem
Wagen und fragte, ob ich der Kaiser wäre. Als ich es be-
jahte und fragte, in wiefern ihn das interessire, erwiederte
er: er möchte wissen, wann der Kaiser nach Ferney zu Vol-
taire oder nach Genf gehen wolle. Auf meine Frage, ob
ihm Loltaire diesen Auftrag gegeben, antwortete er: ja. Ich
sagte ihm darauf, daß man das erstemal auf der ganzen
Reise Rechenschaft darüber verlange, wohin ich gehen wolle,
Ohne weiter zu sprechen, bestieg der Herr sein Pferd und
ritt vor mir her, bis ich den Weg nach Ferney einschlug.
Er eilte dann rasch fort, um wie ich glaube den Philosophen
zu benachrichtigen, der, wie man erzählte, eine neue Perrücke
aufgesetzt, ein kleines Diner hergerichtet und die Bauern auf
die Bäume postirt hatte, damit sie Beifall riefen. Aber ich
fuhr quer durch Ferney und, wie es meine Absicht war, nach
Bersoux, die neue Stadt, welche die Franzosen erbaut hatten *)."
Die Frauen waren von diesem kleinen Abenteuer überrascht.
Nachdem der Kaiser in Paris der Situng der Akademie bei-
gewohnt und Rousseau, Buffon und andere Gelehrte besucht
hatte, erwarteten sie auch einen Besuch bei Voltaire, umso-
mebr als er in Lausanne Tissot und in Bern den Dichter
Haller aufsuchte. Man sagte, Maria Theresia habe Zoseph
das Lersprechen abgenommen, Voltaire nicht zu sehen, weil
sie dessen Schriften haßte. Kaunitz versicherte jedoch , daß
die Kaiserin keinen Antheil daran habe und Joseph habe nur
1) Joseph an die fünf Damen, 16. Juli 1777.
Wolf, Eleonore Lie<btenstein.
10