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Respect und meine Freundschaft; ich denke, daß er das eine
und das andere annimmt.“ Fast in jedem Zahre kam der
Kaiser einmal nach Feldsberg und Eisgrub, nwour faire le
galant, wie er sagte. Auch Lascy, Rosenberg, Eleonore
Liechtenstein und die anderen Damen stellten sich ein und es
gab da reizvolle Abende voll Leben, Glanz und Schimmer.
Am meisten erregte die Reise des Kaisers nach Frank-
veich die Neugierde und' das Interesse der Frauen. Am
18. April 1777 kam Zoseph I1. in Paris an, wo er als
Graf von Falkenstein bis Ende Mai dieses Jahres verweilte.
Der Hauptzwe> dieser Reise war, das gute Einvernehmen
zwischen Frankreih und Oesterreich zu befestigen und den
König und die Königin, welche noch immer des Reizes des
ehelichen Lebens entbehrten, einander näher zu bringen. Be-
kanntlich hat Joseph Il. damals mit seinem offenen, geraden,
einfachen Wesen die Pariser nicht weniger entzückt, als Franklin
mit seinen bescheidenen bürgerlichen Formen. Beide Männer
erschienen in der üppigen, prunkvollen, französischen Welt wie
die Propheten der neuen Zukunft, von welcher ihre Schrift-
steller erzählten. Zoseph blieb dabei ein aufmerksamer Be-
obachter der französischen Zustände und seine Urtheile über
Land und Leute, Hof und Regierung, Adel und Volk, waren
eben so scharf als treffend). Die Freundinnen in Oester-
reich lasen die Zeitungen und theilten sich alle Anekdoten
vou seiner Reise mit, sowie eine Summe der gereimten Lobes-
erhebungen, mit denen Zoseph in Paris begrüßt wurde. Auch
er hat die Freundinnen weder in der geräuschvollen Huldi-
gung der Stadt, no< im Wechsel der Eindrücke im Westen
2) Arneth, a. a. O. I[. 132.