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ihm durch seine Frau einen militärischen Posten in den Nie-
derlanden antragen. Als diese darüber mehr erschre>t als
erfreut war und es dem Kaiser offen sagte, wußte er es
auszuwirken , daß der Fürst die Anwartschaft auf den Platz
des alten Neipperg erhielt, d. h. Fürst Karl sollte wie Laudon
in Brünn, wie General Wied in Prag, Commandirender für
Nieder- und Oberösterreih werden *). Damit waren alle
Parteien zufrieden: der Fürst, weil er in Activität blieb, die
Fürstin, weil sie wieder mit ihrem Manne in Wien leben
konnte, und der Kaiser, weil er des erfrischenden Umganges
mit ihr nicht zu entsagen brauchte. Jedoch mußte der Fürst
noch einige Jahre warten, denn erst 1775 erhielt er die ge-
hoffte Stellung und wurde zugleich General der Cavallerie.
Zu Anfang des Winters 1772 waren die Kaunitz wieder
nach Wien übersiedelt. Die Gräfin wußte mit feinem, klu-
gem Sinne sich zwischen Zoseph und Eleonore zu stellen und
hat niht wenig beigetragen, daß die Leidenschaft des Kaisers
sich in eine warme, freundschaftliche Theilnahme abklärte, in,
welcher sih alle wohl befanden und die dem Kaiser in seinem
wahrha““ unglü>lihen Leben eine Quelle des Trostes und
der Erhebung geworden ist.
Im Sommer 1773 ging Zoseph nach Ungarn und in
vie neu erworbene Proviuz Galizien. Maria Theresia hat
diese Reif? nicht gerne gesehen und schrieb ihm einmal:
„Hier ist dein Platz und nicht in den karpathischen Gebirgen *).“
Aber Zoseph bedurfte der Zerstreuung und der neuen Ein-
drüfe. Eleonore war im Zuni und Zuli bei ihrem Manne
2) Eleonore jan Leopoldine, 28. Juli, 8., 14., 17. Aug. 1772.
2) Maria Theresia an Joseph, 10. Juni 1773. Arneth, 114. 410.