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Kaiserin nach. Maria Theresia schien in ihrer besten Stim-
tung , blieb jedo<h nicht lange. Nachdem sie durch die
Zimmer des Schlosses gegangen war, setzte sie sich wieder
ii ihren Landauer und lud die vier Frauen ein, mit ihr zu
fahren. „Wir waren ihrer fünf und saßen nicht bequem“,
berichtet Eleonore Liechtenstein, „aber man fährt nicht alle
Tage mit der Kaiserin spazieren, sie war sehr liebenswürdig
und mir scheint, wir auch." Der Kaiser und Las8cy beglei-
teten sie zu Pferd. Zn Schönbrunn stieg die Kaiserin aus
und die Damen fuhren wieder nach Dornbach zurü&. Auf
vem Wege durc< den Garten suchte der Kaiser Eleonore
ällein zu sprechen: er entschuldigte seine Abwesenheit bei der
lezten Abendgesellschaft der Frauen und erzählte ihr, daß ihn
seine Mutter mit ihr gene>t und ihm mit einer gewissen
Ostentation von ihrem Besuche in Schloßhof und den Ber-
gnügungen daselbst erzählt habe u. 0. Eleonore erwiederte:
sie finde das alles so natürlich bei der Freundschaft, mit der
er sie beehre, aber es komme ibr doch vor, daß er, während
ihr Mann wie im Exil lebe, zu viel Güte für sie habe und
fie würde s*%x bitten, etwas weniger davon zu haben und
sie hier nigt zu beunruhigen. Joseph schien etwas verleßt,
fuhr jedoch in der Nacht mit den Frauen wieder nach Hause
und war fröhuch und liebensSwürdig wie zuvor !). „A<h, wir
würden aile drei gewinnen", schrieb Eleonore ihrer Schwester,
„wenn der Kaiser von der großen Güte, welche er für mich
hat und welche mir nur Unruhe und Kummer verursacht,
einen Theil auf meinen Mann übertragen wollte *?).““ Als
1) Eleonore an Leopoldine, 29. Juli 1772,
2) 8, August 1772.