Du zu wenig nachsichtig, auch bin ich vier Jahre älter als
Du und besitze nicht Deine Gestalt, das macht das Leben
verschieden.“
Eleonore vermochte doh nicht die Unruhe ihres Ge-
müthes zu bewältigen und empfand recht bitter die Trennung
von ihrem Manne, umsomehr als dieser seine Eifersucht nicht
verhehlte und sie einmal in einem Briefe fragte: „ob sie der
Kaiser durch ein zartes Liebesbrieflein belehrt habe“. Da er
wochenlang nicht schrieb, ging sie im Juli selbst nach Preß-
burg und erzählte ihm alles von der Huldigung des Kaisers,
von seinem Vertrauen, von seinen Plänen, den Fürsten nach
Wien zu berufen u. a. So wenig es ihr in Preßburg ge-
fiel, s9 zufrieden schien ihr Mann, besonders in der unga-
rischen Gesellschaft, welche sich an den kleinen Hof des Herzogs
Albert und der Erzherzogin Marie geschlossen hatte. Fürst
Karl führte seine Frau zweimal na< Schloßhof, wo fie wohl
empfangen wurden. Eleonore Liechtenstein und Erzherzogin
Marie begleiteten ihre Männer auf die Jagd, schossen in
einem Gaden mehrere Hirsche, verweilten mit anderen Damen
im Zagdhause zu Niederweiden und spielten Abends Karten
so hob, daß Eleonore Liechtenstein 350 fl. verlor"). In-
zwischen kamen Briefe von der Kinsky und der Franzin,
welche Eleonore einluden, ja nicht bei der nächsten Partie in
Dornbach zu fehlen. Sie kehrte deßwegen nach Wien zurü,
sprach die Kaiserin Maria Theresia im Schönbrunner Garten
und übergab ihr einen Brief der Erzherzogin Marie. Am
28. Zuli waren die vier Frauen den ganzen Tag bei Lascy
in Dornba< und Nachmittag kamen ' der Kaiser und die
1) An Leopoldine Kaunitz, 18., 21., 29, Juli 1772.
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