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LutheranisSmus. Ich erkläre positiv, wer dieses geschrieben,
ist unwürdig zu dienen, ein Mann, der meine Verachtung
verdient.“
Alle diese prinzipiellen Widersprüche verhinderten nicht,
daß die widerstrebenden Elemente sich wieder zusammenfanden,
und daß Maria Theresia sich auch auf dem für sie unver-
sezlihen Gebiete zu „guten nützlichen Neuerungen“ herbei-
ließ. Aus der verzögernden und beschleunigten Bewegung,
wie sie Maria Theresia und Zoseph vertreten haben, ist jene
Reformperiode hervorgegangen, welche die Grundloge für den
Zosephinismus geschaffen hat, jene Reformperiode, welche den
FeudaliSmus und die Hierarchie zu Gunsten der staatlichen
Gewalt bei Seite schob, welche die Zustiz und HeereSver-
waltung neu einrichtete, die Rechtscodification, die Volksschule
schuf, die Bauern von den erdrückenden grundherrlichen Lasten
befreite und nicht nur das Gefüge des Staates, sondern
ebenso die Gliederung, Denkart und Sitte des Volkes ver-
ändert hat.
Wer hat nicht einmal ein Bildniß Josephs 11. gesehen ?
Dieses offene Gesicht mit den blauen Augen, welche so mild
und so troßig bli>en konnten, die hohe Stirn, den kleinen
Mund und die weichen Lippen, das volle, etwas sinnliche
Kinn, das gepuderte Haar, welches an den Schläfen in
Wickeln aufgerollt und rückwärts in einen Haarbeutel ge-
fnüpft war. Damals zwischen 1770 und 80 war er im
kräftigsten Mannesalter, gesund und frisch, feine Arbeit war
ihm zu viel, keine Anstrengung zu groß. Rasch war sein
Gang, rasch seine Geberde, rasch sein Thun. Auf seinen
Reisen ging es mit Windeseile vorwärts, durch Nacht und
Nebel, über reißende Ströme und wilde Gebirgspässe. Mehr-