Volltext: Fürstin Eleonore Liechtenstein

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Mutter gegen das eine wie gegen das andere sträubte, ging 
er immer mehr seine eigenen Wege, vertrat in den Confe- 
renzen bestimmter und offener seine Meinung und sette die- 
selbe, wenn auch niht immer, doch in den wichtigsten Fällen 
durc<. Das Bündniß mit der Pforte 1771 hat Kaunitz und 
nicht der Kaiser betrieben, er befürwortete vielmehr eine Ver- 
ständigung mit Preußen, um der Vergrößerung Rußlands 
entgegen zu wirken. Die Erwerbung der Bukowina ist von 
ihm ausgegangen. In der Frage wegen der Theilung Polens 
stand er auf Seite Kaunik8, während Maria Theresia von 
beiden abwich und es nicht verschmerzen konnte, „ihre reinen 
Hände mit dieser That bes<mutt zu haben 9". Wegen der 
Zesuiten wünschte Joseph ein rasches, energisches Vorgehen 
von Seite der Vehörden. Das neue Ministerium und die 
Besetzung des Staatsrathes 1771, das Staatsrathsstatut von 
1774 sind größtentheils sein Werk. Von Jahr zu Jahr legte 
er seiner Mutter umfassende Reformpläne vor und man muß 
darin seinen festen Gedankengang, sowie die Sorgfalt be- 
wundern, mit welcher er in's Einzelne ging und seinen Zdeen 
ein praktisches Gewand verlieh ?. Von der organischen Ent- 
wilung des Staatslebens hatte er wie die meisten Zeitge- 
nossen keinen Begriff, vielmehr zielten alle seine Reformen 
auf die mechanischen Staatskräfte, auf die Belebung der ma- 
teriellen Volkskraft, die Stärkung der Regierung und die 
Zertrümmerung der Reste der corporativen Einrichtungen. 
Aber er war von den Prinzipien seiner Zeit getragen, von 
der Macht einer wohlbegründeten Regierung unterstüßt und 
2) Beer, die Theilung Polens, I1., 8. 315. 
?) Hoc>, der österreichische Staatsrath, 40.
	        

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