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stand, in erster Che eine Prinzessin von Baireut, in zweiter
eine Gräfin von Oettingen-Spielberg zur Frau hatte. Die
Schwestern waren in Oesterreich geboren und erzogen, hießen
jedo< Gräfinnen, weil erst 1750 ihr älterer Bruder Joseph
Wilhelm der älteren Linie in der Regierung folgte und den
Fürstentitel erwarb. Ein anderer Bruder, Graf Friedrich
Anton, stand wie sein Vater in österreichischen Militärdiensten,
wurde 1771 General, 1783 Feldmarschalllieutenant und ist
erst 1812 in Brünn gestorben. Die ältere Schwester Marie
Zosepha, Gräfin und seit 1767 Fürstin Clary "), war in ihrer
Zugend eine der schönsten Frauen am Hofe Maria Theresia's.
Ein Bild, welches sie als Braut darstellt, zeigt ein junges,
einnehmendes Gesicht mit lichtbraunen blitenden Augen und
frischen rothen Lippen; nur ihr Kinn ist etwas zu lang, Zhre
Briefe <harakterisiren sie als eine feingebildete, edle Frau,
welche jedem Vertrauen und Verehrung einflößte. „Man
muß ste lieben" , sagte Eleonore Liechtenstein von ihr. Sie
war unbedingt dem Hofe ergeben, vertheidigte in ihrem Kreise
die Regierung Maria Theresia's und Zosephs, und sprach
darüber oft mit einer unglaublichen Naivetät, welche die an-
deren Frauen und den Kaiser Zoseph oft ergößzt hat. Als
die älteste unter den fünf Frauen war sie gewissermaßen der
Präsident und Secretär der Gesellschaft. Wenn Kaiser Joseph
auf Reisen war, führte sie die Correspondenz mit ihm. Sie
hat sih auch am längsten in seiner Freundschaft erhalten.
Ihre Schwester Marie Sidonie, geboren 1729, seit 1749
vermält mit dem Fürsten Franz Ulrich Kinsky, war bei Hofe
wie in der Wiener Frauenwelt durch ihre Gutmüthigkeit und
1) Geboren 1728.