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sehnte sich nam Wien zurü& und wäre am liebsten Oberst-
kämmerer geworden, statt des Fürsten Heinrich Auersperg,
der sich damals zurückziehen wollte. Fürst Kaunitz hatte mit
der Kaiserin von seinem Sohne gesprochen und diese gab ihm
die Stelle eines Directors der Hofgebäude, eine Sinecure,
welche früher Graf Taroucca und Graf Losy innehatten,
und die mit jährlich 8000 fl. dotirt war. Schon im October
erfolgte die Ernennung. Die Gräfin war nicht ganz zu-
frieden : „Generalbaudirector“, sagte sie ), „alle Welt wird
laßen und der Kaiser zürnen, weil cr alle überflüssigen
Stellen streihen will.“ Sie hatte sich nicht geirrt. Joseph
schrieb an seinen Bruder Leopold *?) : „Kaunitz hat für seinen
Sohn die Stelle des Director8 der Gebäude verlangt. Du
kannst dir denken, was er da zu thun hat. Seine Frau ist
ein Zuwachs, welcher in die Gesellschaft der Fürstinnen viel
Unangenehmes bringen wird. Z< will nicht veden von der
Wirkung auf mich und ob sie nicht Mittel finden wird, mich
auszuschließen; ich finde sie häßlich und unerträglich, und
doch ist ihre Schwester, die Fürstin Karl, in sie vernarrt.“
Die Stelle in Brünn erhielt Graf Leopold Clary, ein Vetter
des Fürsten und ein tüchtiger Beamter, welcher als Vice-
kanzler der Hofkanzlei viel Einfluß auf die administrativen
Reformen genommen hatte. Die Kaunitz blieben im Herbste
1772 no< in Brünn, am 17. November schloß Graf Kaunitz
den Landtag und übersiedelte dann mit seiner Familie nach
Wien. Zum Verdrusse seiner Frau blieb er no< lange Ge-
1) An Eleonore, 5. Nov. 1772.
2) 17. Nov. 1772. Arneth, Maria Theresia und Joseph Il,
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