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und die üben eine bessere Wirkung als die Lehren der Groß-
herzogin. Der Kaiser benimmt sich herrlich, hört alles an,
und alles, was er sagt und thut, ist am rechten Orte. Man
jagt, Joseph sei nicht freigebig, aber es ist kein Lazzaroni,
den er nicht beschenkt hätte, er kommt nur mit leeren Ta-
schen zurüf. Er hat eine Aufmerksamkeit für seine Leute,
die man bei Privaten gar nicht findet, ex zeigt sich wie seine
Mutter gegen alle Welt gütig, aber nie familiär. Wenn
Zemand klagt, frägt er, findet er Recht, hilft er, findet er
Unrecht, bleibt er unerbittlih. Er hatte ein langes Gespräch
mit mir, seitdem kann ich Gott nicht genug danken, daß er
uns einen Fürsten gegeben hat, wie Zoseph ist. Er hat viel
Eigenheiten, wie mein Schwiegervater , aber seine Gedanken
zielen immer auf das Gute, er will und wünscht es. Wenn
wir unser Glück nicht erkennen, zeigen wir uns als verwöhnte
Kinder. Unsere Prinzen haben gewiß auch ihre Fehler, denn
sie sind Menschen und auch die kleinen Fehler der Sou-
veraine haben große Wirkungen; aber vergleihen wir sie
nur mit anderen Prinzen, diese sind nicht werth, sich ihnen
nur zu nähern." Als der Kaiser nach Rom abreiste , be-
gleitete ihn Graf Kaunitz und blieb durch mehrere Wochen
in seiner Umgebung. Was er nach seiner Rückehr seiner
Frau von dem Kaiser, seinem Auftreten, seinen Aeußerungen
erzählte, steigerte ihre Verehrung und Bewunderung noch
mehr. In einem Briefe vom 10. Februar 1770 sagt sie
ihrer Schwester: „Der Tod der kleinen Erzherzogin Therese
hat mich sehr betrübt wegen des Kaisers ?), er verdient nicht
?) Erzherzogin Therese, die Tochter Josephs, geb. 20. März 1762,
gest. 23. Jänner 1770.