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heit bleiben lassen; wenn der König das seinen Höflingen
flagte, s9 würden sie leicht ein Mittel finden, ihn dafür zu
entschädigen; sie möge auch bedenken, daß das eine Gewissens-
jache sei. Aber sie fand doh Mittel, ihren Willen durchzu-
sezen und der König besuchte sie nicht").
Die Ankunft des Königspaares hatte in Neapel alles
in Bewegung gebracht. Die Kaunitz gaben am 14. Juni
ein großes Fest, das glänzend ausfiel und zwei Tage nachher
einen Maskenball, wo 2800 Personen erschienen. Auch der
König kam in Maske und der Graf ließ dabei 10.000 kleine
silberne Medaillen unter das Volk auswerfen und jedem der
Führer der Lazzaroni eine Goldmedaille reichen. Der Groß-
herzog gab in Posilippo ein Diner, nach welchem die Frauen
des Hofes tanzten und die Königin sah dabei allerliebst aus.
Eines Tages wurde die ganze Hofgesellschaft während einer
Fahrt zur Insel Procida von einem Sturme überfallen. Die
Barken waren klein, die Gefahr groß, bis eine königliche
Schaluppe kam und alle aufnahm. Der König hatte dabei
große Furcht gezeigt und seine Frau ihn immer bei der Hand
gehalten. Im Zuli reisten der Großherzog, die Großherzogin
und die Gräfin Paar fort. Die Königin vergoß einige
Thränen, aber wie es schien, mehr des Bruders als der
Schwägerin willen, die sie zu strenge hielt. Dafür kamen
einige junge Herren aus Oesterreich: die Grafen Schaf-
gotsche, Auersperg, Colloredo, der junge Fürst Kinsky ; sie
machten alle Unterhaltungen mit und es gab den ganzen
Sommer hindurch jeden Tag ein neues Bergnügen. Im
Herbste übersiedelte der Hof in das reizende Schloß Portici,
1) Neapel, 2. Juni 1768.