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Die Verheerungen im Val Blenio beziffern sich nach beifolgenden
Tabellen auf Fr. 2,110,566 oder mehr als */4 des Gesammtvermögens,
welches cirea 8 Millionen beträgt. Sämmtliche 1 * Gemeinden sind
dabei betheilig' , und wenn die Angehörigen d-r Beschädigten durch-
schnitt!“ zu 3-4 Kopf gerechnet werden , so ijt die große Mehrzahl
der Boyolkerung unter den Beschädigten. Leßtore betragen im Ganzen
2130 gegenübor einer Einwohnerzahl von 11,600, wobei jedoch zu be-
merken, da“ ' xjonen, welche in verschiedenen Gemeinden Land besten,
in den Tabellen mehrmals vorkommen können. -- Uebrigens ist es oft
fast die ganze Cinwohnerschaft eines Dorfes, welche t'- Liste der Be-
schädigten bildet, indem L 'der an verschiedenen Orten kleine Ae>er, oft
nur von wenigen Nuthen, besißt, von welchen der eine oder andere be-
schädigt wurde, Dießmal sind alo die landwirthschaftlichen Nachtheile
einer extremen Parzellirung , wie sie im obern Tessin zu Hause ist,
durch die Vortbeile der größern Vertheilung des Schadens compensirt
worden.
Aus obigen Zahlen geht hervor , daß die Verheerungen im Val
Blenio nicht bloß den Verlust des Gigenthums der Betreffenden , son-
dern auch eine bedenkliche Störung der ökonomischen Lage des gesammten
Thales zur Folge haben.
In der Tat reichte die Produktion der Land- und Alpenwirthschaft,
auf welche di» Thal austchlteßlich angewiesen ist, für die Bedürfnisse
seiner ebens9 fleißigen als genügsamen Bevölkerung nicht aus und die
periodische Auswanderung ist daher seit längerer Zeit zur Nothwendigkeit
geworden. Fast alle arbeitsfähigen Männer verlasjen zeitweise das Thal,
um ihre Krä,.? und Fähigkeiten im Ausland zu verwerthen und mit
den erzielten Ersparnissen zu ihren Familien zurückzukehren , von deren
weiblichem Theile inzwischen die Arbeiten in Haus und Feld verrichtet
werden. = Dabei zeigt der Auswanderer des Blenio, wie alle Mon-
tagnards, jene zähe Anhänglichkeit an seine Berge , welche dem Boden
einen höhern , ojt weit über dem Ertrag stehenden Kaufpreis verleiht.
Auch der vom Glücke mehr oder weniger Begünstigte verfehlt nicht, in
sein geliebte3 Thal zurückzutehren und die Physiognomie feines Dorfes
durch ein stattliches Haus zu verschönern.
Konnte durch di-*- Mittel biSher die ökonomisch? Bilanz des Thales
hergestelt. werden -- entiteht durch die lezten Greignisse eine Lücke,
welche dessen bejcht vene Cxristenz ernstlich bedroht. Eine namhafte
Verminderung L28 Liehstandes izt die nothwendige und theilweise schon
eingetretene “ olge der großen Verluste an Wiesen und Weidland ; nicht
minder fühlbar wird im nächsten Jahre der bedeutende Ausfall an Mais
und Kartoffeln sein, welche nebst den Kastanien die Hauptnahrungsmittel
der Bevölkerung aus8machen.