Volltext: Die Berichte der Expertencommissionen über die Ursachen und den Betrag des durch die Überschwemmungen im Jahr 1868 in den Cantonen Uri, St. Gallen, Graubünden, Tessin und Wallis angerichteten Schadens

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denken , da solche mehrere 1000“ lang in einer beträchtlichen Tiefe er- 
stellt werden müßten und doch den Boden nie so weit trocken legen 
würden , daß die Häuser ohne Nachtheil für die Gesundheit bewohnt 
werden könnten , oder dann die Arbeit der Kanalisirung einen solchen 
Aufwand erforderte, daß derselbe durch die erzielten Vortheile bei weitem 
nicht aufgewogen würde. 
Was die Ursachen dieser Katastrophe anbetrifft , so ist das Ergeb- 
niß meiner hierüber an Ort und Stelle eingezogenen Erkundigungen und 
eigenen Studien. folgendes : 
Infolge des unverhältnißmäßig raschen Schmelzens der Gletscher 
und des noc< übrig gebliebenen Schnee's in den benachbarten Alpen 
durch den viele Tage anhaltenden Föhnwind schwoll die Vis8pe zu einer 
ungewöhnlichen Höhe an. Dazu kam in der Nacht vom 16. auf den 
17. August ein in solcher Stärke noch nie erlebtes Gewitter , während 
welchem es 9. Stunden lang ununterbrochen hagelte. Wegen der langen 
Dauer des Hagelwetters kühlte sich gegen Morgen die Temperatur ab 
und die Schlossen blieben oberhalb der Region von 8000“ über dem 
Meere an liegen , schmolzen aber dann beim anhaltenden Wehen eines 
warmen Windes plößlich weg und erzeugten eine ungeheure Wassermasse, 
welche nun thalwärts stürzte und die ohnehin hochgehende Vis8pe nährte. 
Diese Ansicht erscheint um so glaubwürdiger durch die Thatsache , daß 
der Fluß gegen Mittag beinahe plößlich stieg , weit schneller , als dieß 
sonst während eines ähnlichen Gewitterregens der Fall zu sein pflegt. 
Eine weitere ganz glaubwürdige Ursache des so ungewöhnlich schnel- 
len Anwachsens der ViSpe muß in dem oben angeführten Mattmarksee 
am Fuße des Allalingletscher8 gesucht werden. Dieser See, aus welchem 
die Saaser-Vi8p durch ein enges unter dem Gletscher hindurch führendes 
Defilee abfließt , war von dem wolkenbruchartigen Regen zu einer be- 
trächtlichen Höhe angeschwollen. Als dann das aufgestaute wärmere 
Wasser den Durchpaß erweitert hatte, floß e8 weit massenhafter ab und 
trug zur Ueberhöhung des Flusses nicht wenig bei. Einen Beweis für 
dieje Grweiterung des Gletschers und die AusSleerung des See's lieferten 
die FiSblöke, welche von der Vispe bis in's Hauptthal geführt wurden. 
Da sie selbst hier noch von beträchtlicher Größe waren , so müssen sie 
sich , da sie wenigstens 3 Stunden im Wasser gelegen , in mächtigen 
Stücken vom Gletscher lo8gerissen haben. 
Djs Hauptursache der kolossalen Uebers<hwemmung, bei welcher die 
Vis8pe 2*/9 bis. 5' höher stand als zur Zeit ihres größten Hochwassers, 
bleibt indessen das wolkenbruchartige Gewitter. Wenn auch die Gletscher 
während des heißen Sommers (Juli und August) auffallend stark s<mol- 
zen, jo daß sie nach den Voobachtungen des Herrn Pfarrer IJmseng in 
Saas8-Grund um 11 bis 1.“ abgenommen haben, so würde das dadurch 
entstandene Wasser doch nie ein so plößliches Anschwellen des Wildbache3
	        

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