Volltext: Die Berichte der Expertencommissionen über die Ursachen und den Betrag des durch die Überschwemmungen im Jahr 1868 in den Cantonen Uri, St. Gallen, Graubünden, Tessin und Wallis angerichteten Schadens

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Wenn ich bei der Beschreibung de3 am 47. August über den 
Fle>en Vi8pach und die Umgegend hereingebrochenen furchtbaren Un- 
glücs mich bestreben werde, möglichst kurz zu sein , so fann ich doch 
nicht umhin, bei demselben und dem Eindruck, den es auf mich gemacht, 
etwas länger zu verweilen. 
Al3 ich drei Tage nach dem Gintritt der Katastrophe auf dem 
Schauplaß der Zorstörung ankam, erfannte ich die Gegend kaum wieder, 
von vielen Häusern und Nemisen des untern Theil8 von Vi8pach, von 
Gärten, Straßen 2c. feine: Spur mehr. Wo diese sonst das Auge des 
Wanderers fesselten , wälzte jeht der Fluß seine trüben Wellen dahin, 
während im alten Bett kein Wasser. floß und nur hie und da in einer 
Vertiefung desselben eine Lake wahrzunehmen war. 
Wenn auch der Schaden für die Burgschaft ungeheuer groß ist, 
so hat dieselbe doch glücklicherweise keinen Verlust an Menschenleben 
zu beklagen. (ES ist dies inSbesondere der Umsicht, ver unermüdlichen, 
aufopfernden Thätigkeit des würdigen Ort3pfarrers Tantignoni zu 
verdanken , welcher in der Frühe des 17. August, als die Vis8pe an- 
fing über die oberhalb der Brücke errichtete Schußmauer zu fließen, die 
Bewohner des Fle>keus warnte und ihnen rieth, ihre Fahrhabe in die 
obersten Sto>werke zu schaffen und rechtzeitig an ihre persönliche Sicher- 
heit zu denken. Rühmlichste Erwähnung verdient auch der wackere 
Landjäger-Corporal Gertsc<hen von Naters , welcher muthig der höch- 
sten Gefahr sich ausseßte , um seine Mitbürger zu schüßen und zu 
retten. *) 
Als der Fluß die Mauer durchbrochen hatte und sich mitten durch 
den untern Theil d-3 Fleens ein neues Bett bahnte , mußte dem 
furchtbaren Elemente Alles weichen, was ihm im Wege stand, und was 
die Fluthen verschonten, wurde durch dahergeschwemmtes Holz, entwur- 
zelte Bäume , Brüenbalken , Geschiebe vollends zerstört. Im Ganzen 
stürzten 14 Firsten zusammen und mit den Gebäuden gingen auch die 
beveit3 eingeheimSten Heuvorrätne verloren. In sämmtlichen Häusern, 
welche auf der Thalsohle standen , wurden nicht nur die Keller versan- 
det, sondern auch vie Ställe zur Hälfte bis zu 3/4 ihres Raumes mit 
Sand aufgefüllt ; ja sogar die Magazine und die Erdgeschosse der Woh- 
nungen sind unbenußzbar geworden. Wo die Straßen nicht durch das 
Wajser aufgefüllt worden sind, muß dies jezt von den Bewohnern ge- 
schehen ; denn da das umliegende Terrain durch die Ablagerungen des 
Flusses mehrere Fuß hoch gehoben wurde, so würde fich das Wasser in 
den tiefer liegenden Theilen ansammeln. An Abzugskanäle ist nicht zu 
*) Es wären außer diesen noch viele andere Beispiele aufopfernder Mensc<hen- 
liebe anzuführen, müssen aber, wenn der Bericht nicht zu volumins8 werden soll, 
übergangen werden.
	        

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