loren. Auch der Verlust von mehreren Menschenleben ist zu be-
klagen.
Durch Zerstörung von Dämmen, Wuhren, Brücken und Mauern
haben der Staat, die Gemeinden und Korporationen (consortio) sehr
empfindlicher Schaden gelitten. In allen genannten Thälern wurde
eine gewisse Menge dieser Worke , welche mit bedeutenden Kosten und
theilweise in neuester zeit erstellt worden waren, zerstört. Die Ströme
haben , vielerorts durch das massenhafte Geschiebe gehoben und durch
feine Eindämmung mehr gehindert, eine ganz andere Richtung ange-
nommen und bedrohen fortwährend das noch übrige feste Land. (88
sind in dieser Beziehung bedeutende Arbeiten und rationelle Fluß-
korreftionen eine unerläßliche Nothwendigkeit, um diese Gegenden vor
noc< weiterm Schaden zu schüßen.
Im Straßenwesen hat der Kanton Tessin entschieden Vieles
geleistet , oLjchon noch Manches zu thun übrig bleibt, namentlich in
den Seitenthälern , um den Bedürfnissen der Bevölkerung zu genügen
und Handel und Verkehr zu erleichtern und zu befördern. Eisenbahnen
hat der Kanton Tessin befanntlich feine, und wird vor der- Hand auch
noch feine erhalten. Um jo dringender erscheint die Wiederherstellung
der durch den Einsturz der Maggiabrüe unterbrochenen Hauptverkehrs-
straße auf dem rechten Ufer des Langensees- zwischen Locarno und
A8cona.
Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung, mit Ausnahme
der Städte , ist Weinbau - Ackerbau und Viehzucht ; die Industrie ist
nur schwach vertreten. 7 1 Seidenspinnereien und Bürstenfabriken in
Bellinzona und Locarno, die Papierfabrike in Contra und die befannte
Tabakfabrike in Brissago und A8cona, sind beinahe die einzigen indu-
striellen Gtablissemente , die beständig arbeiten lassen und namhaften
Verdienst geben. Im Centovalli- und Onsernone-Thal findet man
einige Strohflechterei ; ein großer Theil der männlichen Bevölkerung
bewohnt nur im Sommer dieie Thäler und geht über den Winter als
Kaminfeger, Spengler, Gypser u. dgl. nach Italien. Aehnlich ist es
im Maggiathal und im VerzaSca, in welch' lezterm Thal die meisten
Familien nur über den Sommer zur Besorgung des Viehes in diesen
Bergdörfern weilen und über den Winter mit Vieh und Fahrhabe in
mildere Gegenden ziehen , wo sie sich einigen Grundbesiß erworben
haben und bequemere Wohnungen besiten. Bekanntlich ist im Kanton
Tesjin ein großer Hang zur Auswanderung nach fernen Ländern vor-
handen , namentlich seit Anfang der 59ger Jahre , nach Australien,
Mexiko und Californien, =- obschon hier feine Uebervölferung nach-
gewiesen werden kann, Viele brave Familien verlassen auf diese Weise
ihre Heimath und entziehen dadurch dem Lande werthvolls Arbeitsfräfte.
Wenige kehren im Wohlstand zurück und nicht selten fommt e8 vor,