Volltext: Die Berichte der Expertencommissionen über die Ursachen und den Betrag des durch die Überschwemmungen im Jahr 1868 in den Cantonen Uri, St. Gallen, Graubünden, Tessin und Wallis angerichteten Schadens

loren. Auch der Verlust von mehreren Menschenleben ist zu be- 
klagen. 
Durch Zerstörung von Dämmen, Wuhren, Brücken und Mauern 
haben der Staat, die Gemeinden und Korporationen (consortio) sehr 
empfindlicher Schaden gelitten. In allen genannten Thälern wurde 
eine gewisse Menge dieser Worke , welche mit bedeutenden Kosten und 
theilweise in neuester zeit erstellt worden waren, zerstört. Die Ströme 
haben , vielerorts durch das massenhafte Geschiebe gehoben und durch 
feine Eindämmung mehr gehindert, eine ganz andere Richtung ange- 
nommen und bedrohen fortwährend das noch übrige feste Land. (88 
sind in dieser Beziehung bedeutende Arbeiten und rationelle Fluß- 
korreftionen eine unerläßliche Nothwendigkeit, um diese Gegenden vor 
noc< weiterm Schaden zu schüßen. 
Im Straßenwesen hat der Kanton Tessin entschieden Vieles 
geleistet , oLjchon noch Manches zu thun übrig bleibt, namentlich in 
den Seitenthälern , um den Bedürfnissen der Bevölkerung zu genügen 
und Handel und Verkehr zu erleichtern und zu befördern. Eisenbahnen 
hat der Kanton Tessin befanntlich feine, und wird vor der- Hand auch 
noch feine erhalten. Um jo dringender erscheint die Wiederherstellung 
der durch den Einsturz der Maggiabrüe unterbrochenen Hauptverkehrs- 
straße auf dem rechten Ufer des Langensees- zwischen Locarno und 
A8cona. 
Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung, mit Ausnahme 
der Städte , ist Weinbau - Ackerbau und Viehzucht ; die Industrie ist 
nur schwach vertreten. 7 1 Seidenspinnereien und Bürstenfabriken in 
Bellinzona und Locarno, die Papierfabrike in Contra und die befannte 
Tabakfabrike in Brissago und A8cona, sind beinahe die einzigen indu- 
striellen Gtablissemente , die beständig arbeiten lassen und namhaften 
Verdienst geben. Im Centovalli- und Onsernone-Thal findet man 
einige Strohflechterei ; ein großer Theil der männlichen Bevölkerung 
bewohnt nur im Sommer dieie Thäler und geht über den Winter als 
Kaminfeger, Spengler, Gypser u. dgl. nach Italien. Aehnlich ist es 
im Maggiathal und im VerzaSca, in welch' lezterm Thal die meisten 
Familien nur über den Sommer zur Besorgung des Viehes in diesen 
Bergdörfern weilen und über den Winter mit Vieh und Fahrhabe in 
mildere Gegenden ziehen , wo sie sich einigen Grundbesiß erworben 
haben und bequemere Wohnungen besiten. Bekanntlich ist im Kanton 
Tesjin ein großer Hang zur Auswanderung nach fernen Ländern vor- 
handen , namentlich seit Anfang der 59ger Jahre , nach Australien, 
Mexiko und Californien, =- obschon hier feine Uebervölferung nach- 
gewiesen werden kann, Viele brave Familien verlassen auf diese Weise 
ihre Heimath und entziehen dadurch dem Lande werthvolls Arbeitsfräfte. 
Wenige kehren im Wohlstand zurück und nicht selten fommt e8 vor,
	        

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