Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Seine Nachfolger bis auf Bischof Tello. 3 
Der berühmteste Schüler diejer Anstalt, St. Othmar, wurde 
zunächst Vorsteher einer Kirche auf dem Lande. Walahfried nennt 
sie Kirche des hl. Florin. Gemeint ist offenbar die zu Remüs im 
Engadin, welche zwar dem hl. Petrus geweiht war, an der aber 
Florin gewirkt hatte, und die durch diefen Heiligen weithin be- 
fannt war. Später wurde Othmar wegen seiner ausgezeichneten 
Wissenschaft und Frömmigkeit von dem Zentgrafen des Thurgau 
für das Klöster St. Gallen begehrt und Präjcs Viktor entsprach dem 
Gesuche.*) Othmar wurde der erste Abt von St. Gallen. Er legte 
den Grund zum darauffolgenden goldenen Zeitalter seines Stiftes 
in Bezug auf Wissenschaft und klösterliche DiSziplin. So gab Chur 
der Zelle des hl. Gallus eine ihrer größten Zierden. Othmar starb am 16. 
November 759.2?) 
Die Geistlichkeit in Churrätien scheint fich überhaupt in dieser 
Zeit eines gewissen wissenschaftlichen und sittlichen Rufes erfreut zu 
haben. So tat sich der Diakon Johannes, welchen der hl. Ga lus 
in Grabs getroffen, durch eine Schrift gegen die Häretifer hervor*) 
und er wurde als Bischof des ausgedehnten Sprengels von Konjtanz 
berufen. Rach seinem eigenen Zeugnisse war er ein geborner Rütier 
und daher gewiß in St. Luzi erzogen worden. 
Da3 Frauenkloster Cazis diente wohl nur a3zetischen Zwe ken. 
Das Beispiel der vornehmen Frauen aber, welche si< dahin zur.ick- 
zvgen, mußte auch auf das Volk gut wirken. 
Vielleicht befand sich schon jezt bei St. Hilarius in Chur 
eine religivje Genossenschaft. 
Unter dem Weltklerus finden wir zu dieser Zeit den hl. Florin. 
Über das Leben desselben berichtet das alte Breviarium Curiense : 
Der Vater des Heiligen war ein Brite. Auf einer Pilgerreise nach 
Rom lernte derselbe eine Frau jüdischer Herkunft, die aber Christin 
war, fennen und ehelichte sie. Beide ließen sich im Vintschgau 
nieder und bebauten zu Matsch ein Landgut. Aus ihrer Ehe ging 
Florin hervor, welchen sie sorgfältig erzogen und noch als Knaben 
1) Walahfried l. c. Ratpertus de casib. mon. S- Galli ec. 2. 
2) Er wurde von den Gaugrafen Warin und Rudhard auf einer 
Reise nach Konstanz aufgegriffen und im Schloß Bodmann, dann auf der 
Rheininsel bei Stein eingesperrt, wo er nach 6 Monaten starb. Sein Leib 
wurde in feierlichem Zuge nach St. Gallen gebracht. 
8) „ Joannes diaconus Curiensis divi patris Galli discipulus a magistro 
manualia opera et Sacrarum Scripturarum mysteria edoctus ScripSit adversus 
hwreges insigne opus.“ P. Jod. Mezler, De viris illustr. Mon. S. Galli, 1, 6 
und II, 3. 
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