Seine Nachfolger bis auf Bischof Tello. 71
Im 8. Jahrhundert tritt in unserer Divzese wieder ein Heiliger
auf, nämlich St. Pirmin.*) Über seine Herkunft haben wir keine
Deutschland3) bestreitet ihre LebenS8geschichte ganz. „Er läßt von ihr nichts,
gar nicht3, fein Martyrium, keinen Plazidus und keinen Sigisbert zurück.“
Gegen ihn traten Gelpke (11, S. 459 ff.) und Friedrich (14, S. 631 ff.) für
die Existenz der beiden Heiligen und das Martyrium ein. Friedrich sc<reibt:
„Wir selbst müssen e3 doch außerordentlich se!tsam finden, wenn ein Kritiker
schon daran Anstoß nimmt, daß nur eine einheimische Tradition über die
Gründungs8geschichte von Disentis zu Gebote stehe, ein Umstand, den Rett-
berg mehrmals hier, aber nur hier betont. Wo fand denn in den
meisten Fällen über den Ursprung der religivsen Institute Rettberg andere
Nachrichten als einheimische? Sind sie jchon de3halb verdächtig oder gar
ganz unglaubwürdig, weil sie einheimisch sind? Eine besonnene Kritik
wird da3 nie behaupten: durch ein solc<e3 Verfahren würde eine Geschicht3-
schreibung geradezu unmöglich werden. Da aber Rettberg nur an diesem
Falle eine solche Kritif übt, wollen wir lieber konstatieren, daß er die Ge-
schichte von Disentis nicht den Forderungen der Kritik gemäß, sondern nach
Qaunen behandelte.“
Friedrich glaubt, Sigiöbert sei nur ein Schüler des hl. Gallus nicht
aber Kolumban3 gewesen und sei von St. Gallen aus nach Disentis ge-
fommen. Nicht Präses Viktor, sondern wahrscheineißh ein Ritter von
„Vilinga“ habe den hl. Plazidus ermorden lassen.
Der Sarkophag der beiden Heiligen mit der Darstellung des Mar-
tyrium3 de3 hl. Rlazidus wurde 1614 und wieder 1786 entde>t und be-
schrieben. Er stammte vielleicht noc< aus dem 8. Jahrhundert. (Eichhorn
p. 220.)
Durch ein Dekret der Ritenkongregation vom 9. Mai 1906 wurden
die hl. Plazidus und SigisSbert auch in das Martyrologium Romanum
aufgenommen.
Die von Ebrard (die irisch-schottische Missionskir<e des 6., 7. und 8.
Jahrhunderts und ihre Verbreitung und Bedeutung auf dem Festlande.
Güterloh. 1873) aufgestellte Behauptung, daß die irischen Glauben3boten
(Fridolin, Kolumban, Gallus und Sigisbert) in dogmatischem Gegensaß
zur römischen Kirche gestanden seien und eine eigene kirc<liche Gemeinschaft
(Culdeer) gebildet hätten, ist auch von protestantischen Kirc<enhistorikern
aufgegeben. Z. B. Hauck (Kircheng. Deutschl.) und Egli (Kir<eng. d. Schw.
Zürich 1893) vertreten diese Ansicht nicht mehr. Vergl. auch Greith, Gesch.
der altivischen Kirche. 1867 (S. 403-462), Funk im histor. Jahrb. der
Görre3gesellsch. 1883 S. 5 ff. Deutsche Literaturzeit. 1882, N. 23.
1) Die älteste Vita desselben, verfaßt im Kloster Hornbach in der
ersten Hälfte de8 9. Jahrhunderts, ist uns in einem Codex der Stiftsbib-
liothef St. Gallen aus dem 10. Jahrhundert und einem solchen in Einsiedeln
erhalten. Bubliziert in Mone, Quellensammlung zur Bad. Landesgesch. 1,
S. 30 ff., Mon. Germ. Script. XV, p. 17 ff. Bolland. Novbr. Bd. I, p. 34 ff.
Weiter kommt in Betracht: Jerm. Contr. chronikon, M. Germ. Ser. V, S. 98, 2
Urkunden für Murbach u. s. w. Vergl. Hefele, Einführung des Christentums
in Süddeutschland, S. 334 ff., Sauter, Kirc<eng. Shwabens S. 49 ff.,
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