Volltext: Geschichte des Bistums Chur

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Der hl. Valentinian. 
von Chur, den Fridolin um Rat angegangen hatte, machte den 
Glaubensboten gewiß auch auf die heidnischen Alemannen jeines 
Sprengels aufmerksam. Mochten ja bei diejen Missionäre, Die 
weder fränkischer no< romanischer Abstammung waren, jondern 
einer neutralen Nation angebörten, noch am ehesten Einfluß gewinnen. 
Wirklich bezeichnet die Überlieferung den hl. Fridolin als Landes- 
apostel des Tales Glarus, das damals wohl noch zum Churer 
Sprengel gehörte. Der hl. Fridolin starb in den Dreißigerjahren des 
6. Jahrhunderts in Säckingen, nachdem er dort ein Kloster gegrün- 
det hatte.*) 
Im Kanton Glarus stand der hl. Fridolin als Landespatron 
jtet8 in hoher Verehrung, und noch jeht wird sein TodeStag (6. März) 
von den Katholiken als gebotener Festtag gefeiert. Das Land nahm 
vas Bild des Heiligen in sein Wappen auf. In Glarus, Näfels 
und Schwanden erscheint er als Mitpatron der Kirchen. In allen 
katholischen Kirchen und Kapellen des Landes befinden sich Altäre 
poder wenigstens Bilder des hl. Fridolin. Ihm ist auch die Kirche 
in Ruggell (Liechtenstein) geweiht. 
Fast hundert Jahre später kamen wieder irische Missionäre in 
unsere Gegenden. Es sind dies die hl. Kolumban und Gallus.*) 
Sie waren Mitglieder des irischen Klosters Bangor gewesen. Bon 
dort zogen sie nach Gallien, wo Kolumban die Klöster Anegray und 
Quxeuil gründete. Auf Anstiften der rachesüchtigen Königin Brun- 
hilde wurden sie des Landes verwiesen, dagegen gewährte ihnen 
der austrasische König Schuß in jeinem Lande. Nachdem sie sich 
einige Zeit in Mez und Mainz aufgehalten, famen Kolumban und 
Gallu3 an den obern Zürchersee und nahmen zwischen Wangen und 
Tuggen (March) Aufenthalt. Hier waren zwar einige Einwohner 
getauft, die meisten aber noch dem Heidentume ergeben. Kolumban 
und Gallus fanden die Heiden gerade bei einem Bieropfer ver- 
jammelt, das sie dem Wuodan darzubringen im Begriffe standen. 
Einer der beiden Heiligen hauchte das Faß an, worauf es zerbarst. 
Die Bewohner staunten und viele ließen sich taufen. Indessen jollte 
eine allzurasche Tat das so freudig und erfolgreich begonnene Werk 
wieder gewaltsam unterbrechen. Gallus zerschlug die Gößzenbilder 
1) Als sich der hl. Fridolin in Chur aufhielt, lebte daselbst, wenn 
nicht schon als Bischof, so doc< als Kleriker, der hl. Valentinian. 
2) Vita Columbani von Jonas, Mönch im Kloster Bobbio (um 640). 
M. G. Ser. rer. Mer. IV, 8. 65 ff. Vita S8. Galli, M 6101 1f YViiaS. 
Galli bei Migne Patres lat. CXIV. Bolland. Acta SS. Oct. VII, p. 859.
	        

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