62
Der hl. Valentinian.
von Chur, den Fridolin um Rat angegangen hatte, machte den
Glaubensboten gewiß auch auf die heidnischen Alemannen jeines
Sprengels aufmerksam. Mochten ja bei diejen Missionäre, Die
weder fränkischer no< romanischer Abstammung waren, jondern
einer neutralen Nation angebörten, noch am ehesten Einfluß gewinnen.
Wirklich bezeichnet die Überlieferung den hl. Fridolin als Landes-
apostel des Tales Glarus, das damals wohl noch zum Churer
Sprengel gehörte. Der hl. Fridolin starb in den Dreißigerjahren des
6. Jahrhunderts in Säckingen, nachdem er dort ein Kloster gegrün-
det hatte.*)
Im Kanton Glarus stand der hl. Fridolin als Landespatron
jtet8 in hoher Verehrung, und noch jeht wird sein TodeStag (6. März)
von den Katholiken als gebotener Festtag gefeiert. Das Land nahm
vas Bild des Heiligen in sein Wappen auf. In Glarus, Näfels
und Schwanden erscheint er als Mitpatron der Kirchen. In allen
katholischen Kirchen und Kapellen des Landes befinden sich Altäre
poder wenigstens Bilder des hl. Fridolin. Ihm ist auch die Kirche
in Ruggell (Liechtenstein) geweiht.
Fast hundert Jahre später kamen wieder irische Missionäre in
unsere Gegenden. Es sind dies die hl. Kolumban und Gallus.*)
Sie waren Mitglieder des irischen Klosters Bangor gewesen. Bon
dort zogen sie nach Gallien, wo Kolumban die Klöster Anegray und
Quxeuil gründete. Auf Anstiften der rachesüchtigen Königin Brun-
hilde wurden sie des Landes verwiesen, dagegen gewährte ihnen
der austrasische König Schuß in jeinem Lande. Nachdem sie sich
einige Zeit in Mez und Mainz aufgehalten, famen Kolumban und
Gallu3 an den obern Zürchersee und nahmen zwischen Wangen und
Tuggen (March) Aufenthalt. Hier waren zwar einige Einwohner
getauft, die meisten aber noch dem Heidentume ergeben. Kolumban
und Gallus fanden die Heiden gerade bei einem Bieropfer ver-
jammelt, das sie dem Wuodan darzubringen im Begriffe standen.
Einer der beiden Heiligen hauchte das Faß an, worauf es zerbarst.
Die Bewohner staunten und viele ließen sich taufen. Indessen jollte
eine allzurasche Tat das so freudig und erfolgreich begonnene Werk
wieder gewaltsam unterbrechen. Gallus zerschlug die Gößzenbilder
1) Als sich der hl. Fridolin in Chur aufhielt, lebte daselbst, wenn
nicht schon als Bischof, so doc< als Kleriker, der hl. Valentinian.
2) Vita Columbani von Jonas, Mönch im Kloster Bobbio (um 640).
M. G. Ser. rer. Mer. IV, 8. 65 ff. Vita S8. Galli, M 6101 1f YViiaS.
Galli bei Migne Patres lat. CXIV. Bolland. Acta SS. Oct. VII, p. 859.