Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Seine Nachfolger bis auf Bischof Tello.- 
Daß die St. Luziuskirche schon im 6. Jahrhundert bestand, 
dafür ist der Grabstein des hl. Valentinian ein unbestreitbares Zeug- 
ni8. Ebenso befanden sich in dieser Kirche die Grabmonumente 
zweier Angehöriger der Viktoridenfamilie, nämlich des Urgroßvaters 
des Bischofs Viktor und des Herrn Jactatus und derjenige eines 
andern Herrn, wahrscheinlich des JactatuSs, Vaters des Präses 
Viktor.*) 
Diese Denkmäler, welche noch im 16. Jahrhundert vorhanden 
waren, weisen auch auf die Bedeutung hin, welche der St. Luzius- 
kirche zukam. Es fanden also in ihr Bischöfe und Glieder der 
Herscherfamilie ihre Ruhestätte. Da solche Personen nach dem da- 
maligen allgemeinen Gebrauche nur in den Hauptkirchen beigesekt 
wurden, so sind wir berechtigt, aus der angeführten Tatsache zu 
schließen, daß St. Luzius die Hauptkir<e von Chur, d. h. die 
bischöfliche Kathedrale gewejen fei. 
Diese Annahme wird unterstüßt durch die Berücksichtigung eines 
anderen Umstandes. Die jeßige Kathedrale befindet sich auf der 
Terrasse, welche das frühere römische Kastell einnahm. Dieses war 
im Besitze der römischen Statthalter und ihrer Nachfolger zur Zeit 
der Franken, der Präsides. Dier hatten die weltlichen Herrscher des 
Landes ihre Residenz und ihre Dauptfeste. Diese nahm seit den 
Zeiten der Römer das ganze Plateau des Hügels ein, wie dies 
noch jet aus den vorhandenen Überresten ersichtlich ist. Für eine 
Kirche und bischöfliche Wohnung blieb also hier durchaus fein Raum. 
Dies wird jeder mit der Ortlichkeit Vertraute bekennen müssen. Erst 
nachdem die Bischöfe auch politische Häupter des Landes geworden 
waren, konnten sie im Kastell ihre Wohnung nehmen und dajelbst 
die Kathedrale an jehiger Stelle erbauen. Ohne Zweifel war bis 
dahin St. Luzi die Hauptkirche. 
Man schreibt dem hl. Valentinian die Gründung einer geist- 
lichen Anstalt bei der von ihm erbauten Kirche zu, welche das Pro- 
prium ein „ansehnliches Kloster“ (amplum coenobium) nennt. 
Einige?) waren der Ansicht, Valentinian habe bereits ein Benedikt- 
inerfloster gegründet. Allein zu dieser Zeit war der Benediktinerorden 
kaum gestiftet worden und es hatte sich derselbe gewiß noch nicht 
bis über die Alpen ausgebreitet. 
2) Vögelin im Jahrb. f. Schweiz. Gesch. Bd. X1. S. 126 ff. und 135. 
Zuvalta, Fors<hungen U, S. 69. 
Nat 2) Z. B. Bairhammer in seiner „Historia Roggenburgensis“. Bucelin, 
ätia. 
59
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.