Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Der hl. Valentinian. 
Die Niederlassung der Mönche von Pfäfers in St. Luzi im 
10. Jahrh. war jedenfalls nur eine vorübergehende, und es ist im 
höchsten Grade unwahrscheinlich, daß erst zu dieser Zeit dem Lande8- 
heiligen eine würdige Grabstätte geschaffen worden sei. 
Wir müssen vielmehr in der Luziusfrypta den Überrest des 
Baues erblicken, welchen Valentinian aufführte. 
„Wie es für ihn eine naheliegende Aufgabe sein mußte, dem 
Heiligen, den Land und Diözese als ihren Apostel verehrten, eine 
würdige Grabstätte zu bereiten, so findet auch die altertümliche Ge- 
staltung derselben ihre einfachste Erklärung. Zu jener Zeit war die 
Form, welche die St. Luziuskirche aufweist, bei den italienischen 
Kirchen vorzüglich im Gebrauch, wenn e3 sich darum handelte, einem 
verehrten Deiligen in einem Neubau an architektonisch bedeutsamster 
Stelle seine Ruhestätte zu geben, und sicherlich werden diese Vor- 
bilder, die dem Bischofe eines Italien benachbarten und von Alters 
her mit Mailand in enger Beziehung stehenden BisStums nicht un- 
befannt gewesen sein können, auch ihren Einfluß auf ihn ausgeübt 
haben, als er daran ging, übey dem Grabe und zu Ehren des Landes3- 
patrons die Kathedralkirche des Bistum5 zu errichten.“ 
„Berechtigen diese Momente, in der Luziuskrypta ein Werk des 
Bischofs Valentinian zu erblicken, sv bestärkt hierin noch ein Umstand, 
der mit dem östlich an die Krypta anstoßenden Raume im Zusammen- 
hange steht, in dem ich die Grabstätte des hl. Valentinian erblicke. 
ES ist dies die einzige annehmbare Erklärung, die sich für die Hinzu- 
fügung dieses Bauteiles finden läßt.“ Ein ähnliches Beispiel bietet 
die Krypta in Werden, an die sich ebenfalls eine Grabkammer an- 
jhließt. 
„Auf jeden Fall ist in St. Luzius eine Kryptenanlage nachge- 
wiesen, die, abgesehen von der nur in bedingter Weise in Paralelle 
tretenden Emmeramsfrypta zu RegensSburg, den Typus der ring- 
förmigen Krypten nördlich der Alpen neben Werden noch in einem 
ferneren, in der polygonen Grundrißgestaltung des Umganges zudem 
auch ganz eigenartigen, Beispiele vertritt. “?) 
Die in der Mitte befindliche Grabkammer umschloß die Über- 
reste des hl. Luzius und wohl auch die der hl. Emerita. In dieser 
Confessio befand sich ein Altar.*) 
!) Soweit W. Effmann. 
2?) Im Jahre 1361 wurde ein ewiges Licht gestiftet, „das brennen 
jol vor sant Lußen alter in der Gruft in sant Lußenmünster“. Mohr, I11, 
n. 96. 
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