Das 16. Jahrhundert.
Die Einführung der Reformation brachte endlose Zwistigkeiten
und eine dauernde, tiefgehende Spaltung. Politische Barteien, be-
einflußt von auswärtigen Mächten, und Familiengegensäße vermehrten
die oft leidenschaftlich geführten Kämpfe. Vielfach standen sich die
Anhänger von Spanien-Oesterreich und Franfreich-Venedig gegen-
über. Die Geschichte des 16. Jahrhunderts in unserem Lande und
Bistum ist darum eine durchaus unerfreuliche.
74. Bischof Paul Siegler.
Ueber die Herkunft diejes Bischofs war man bis in die neueste
Zeit sehr im unklaren. Noch S. Vögelin, als er im Jahre 1878
seine Abhandlung über den Churer Totentanz schrieb, gab sich viele
Mühe, die Heimat Paul Zieglers festzustellen, fam aber zu
feinem Resultate. Nun liefert ein? Chronik von Nördlingen sichere
Anhalts3punkte. ) In dieser Stadt besaß Friedrich Ziegler bereits
im Jahre 1480 ein Haus, welches 1519 an dessen Sohn Nikolaus
Ziegler, Herrn zu Barr im Eljaß, faiserlicher Rat, Vizekanzler und
Landvogt in Schwaben, überging. Dieser Nikolaus war, wie aus
verschiedenen Dokumenten hervorgeht, ein Bruder de3 Bischofs Paul
Ziegler. Somit stammte auch lezterer aus Nördlingen. Nikolaus
ließ das väterliche Haus umbauen und erweitern, auch erbaute er
1519 in der St. Georgskirhe zu Nördlingen die Ziegler'sche Kapelle,
für welche Hans Schäuffelin das Altarblatt malte. *)
Der Vater unsere3 Bischofs war von Kaiser Friedrich U1. ge-
adelt worden. Nikolaus Ziegler erhielt 1522 von Karl V. den Frei-
herrenstand auf seine Herrschaft Barr bei Schlettstadt. Wie wir ge-
jehen, befleidete er beim Kaiser sehr angesehene und einflußreiche
Stellungen. Er suchte nun auch für seinen Bruder Paul, welcher
sich dem geistlichen Stande gewidmet, zu sorgen und der Kaijer ver-
lieh diesem zunächst die Propstei Dettingen. Später sollte Paul
Koadjutor des Bischofs Philipp Rosenberg von Speyer werden,
aber das dortige Kapitel wollte ihn nicht annehmen. *?) Als es dem
1) Joh. Müller, Merkwürdigkeiten der Stadt Nöxdlingen nebst einer
Chronik. Nördlingen 1824.
2) Schäuffelin wurde zwar in Nürnberg geboren, stammte aber aus
geördlingen. Sein Gemälde für die Zieglersche Kapelle ist sein größtes
Meisterstück, es stellt die Mater dolorosa Dar.
3) (Fichhorn p. 139 und Ladurner S. 81.
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