Allgemeine kirchliche Verhältnisse im 14. und 15. Jahrhundert. 521
Dekrete der päpstlichen Kuria, des Erzbischof8, des Bischofs
und der Synoden sollen die Pfarrer mit Ehrfurcht empfangen,
gewissenhaft ausführen und zur Beurkundung der Exekution
siegeln. Zur Bezeugung der Echtheit sollen päpstliche und andere von
auswärtigen Obern ausgefertigte Mandate vom Bischofe oder Ge-
neralvifar vidimiert werden.
Mit weiteren Strafen werden diejenigen bedroht, welche die
kirchlichen Censuren nicht beachten, vor Exkommunizierten oder an
Orten, die mit dem Interdikt belegt sind, Gotte3dienst halten usw.
Die Statuten sollten jährlich wenigstens einmal vom Dekane
den Geistlichen in den Kapitel5versammlungen- vorgelesen und erklärt
werden.
Die Diözese Chur hatte ihre eigenen liturgischen Bücher,
Meßbuch, Brevier und Agende.
Die Liturgie der katholischen Kirche entwickelte sich auf einheit-
licher Basis, die Feier der hl. Messe auf Grund der mit der Pasc<ha-
feier verbundenen Einsezungsweise durc< den Heiland, die kirc<hlichen
Tagzeiten auf Grund des täglich dreimaligen Gottesdienstes im
Tempel zu Jerusalem, die Spendung der Sakramente im Anschlusse
an die von Christus bestimmte Form. Die Ausgestaltung im ein-
zelnen war nach den Ländern, Orden usw. verschieden. Für das
Abendland war inSbesondere Rom maßgebend, allein viele Einzel-
heiten blieben der Regelung durch die Bischöfe überlassen. Seit dem
12. Jahrhundert war die römische Liturgie im großen und ganzen
im gesamten Abendlande herrschend, inbezug auf manche Punkte
blieb jedoch eine bedeutende Verschiedenheit. Da von Rom keine
allgemein bindenden Vorschriften erfolgten, so wurde vielerort3 noch
manches an alten Gebräuchen und Texten beibehalten. Darum hatten
sehr viele Diözesen ihre eigenen liturgischen Bücher, *) so auch Chur.
Das Missale Curiense war in manchen Punkten vom römi-
schen verschieden. In der allgemeinen Anordnung, in den Haupt-
punkten des Ritus der Messe und besonders inbezug auf den „Ca-
non Miss2x"“ stimmte es mit der römischen Liturgie überein, im
übrigen aber enthielt es manche Abweichungen. Der „Ordo miss2“
1!) Vergl. P. Suitbert Bäumer, Geschichte des Brevier3. Freiburg
1895.