Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bis Heinrich Vl. v. Höwen. 511
Bald nach dem Schiedsspruche in Feldkirch und vielleicht in-
folge deSselben kam es in Graubünden zu Gewalttätigkeiten gegen
den Bischof. Von Leuten aus dem Engadin und aus der Stadt
Chur wurde derselbe am 17. Juni 1503 in seinem Schlosse über-
fallen, mit einigen seiner Kleriker und Laien gefangen genommen,
mißhandelt und nach Fürstenau geführt. ') Auch die Burgen Für-
stenau und Greifenstein wurden beseßt. *)
Infolge dieses Verbrechens wurden die Täter als der Exkom-
munikation verfallen erflärt und die Stadt Chur mit dem Interdikt
belegt.
Die Eidgenossen verwendeten sich für den gefangenen Bischof.
Zürich schite eine Botschaft nach Fürstenau um dessen Freilassung
zu fordern, damit die Gerechtigkeit nicht ganz unterdrückt werde.
Auch Luzern wird eingeladen, sich anzuschließen. Allein die Be-
mühungen der Eidgenossen waren vergeblich. Zürich schreibt am 28.
August an Luzern, es sei auf den 10. September ein neuer Tag in
Chur angeseßt, auf dem auch kaiserliche Räte erscheinen werden. Es
jei aber zweifelhaft, ob ein Resultat erzielt werde. Wenn dies nicht
der Fall wäre, so gezieme es sich für die eidgenössischen Orte, „nit
länger still zustand, sondern dagegen auch handeln“. Darum wird
auf den 5. September eine eidgenössische Tagsaßung ausgeschrieben.*)
Unterdessen war der Bischof von seiner Gefangenschast, sei es
durch Flucht, sei es durch Freilassung erlöst worden. Um Chur nicht
zu berühren, begab er sich zunächst ins Tirol und dann über Land-
ec> nach Feldkirh. Von da aus schrieb er am 27. August an die
Eidgenossen: Er habe Bericht erhalten, daß Trivulzio den Gotte3-
hausleuten versprochen habe, zu bewirken, daß ein anderer Bischof
geseßt werde. Bischof Heinrich hofft, daß ihn die Eidgenossen gegen
solche Praktiken in Schuß nehmen werden. Dagegen sei er bereit,
in die Einsezung eines Administrators einzuwilligen. Auf Wunsch
des Kaiser3 habe er hiefür den Paul Ziegler in Aussicht genommen.*)
E3 wurden nun Unterhandlungen mit dem Domkapitel und
dem GotteShausbunde gepflogen, *) die am 3. Oktober 1503 zu einer
!) Dies berichtet Zürich am 22. Zuni an Luzern: St. Arch. Luzern.
?) Quellen, XXI, S. 239.
8) St. A. Luz. Vergl. auch Jecklin l. c. UU, 145 u. 146.
+) Abschiede, 114, 2. S. 240.
5) Ueber den Verlauf derselben und über die Ordnung dieser Ange-
legenheit überhaupt siehe das Nähere unter Bischof Paul Ziegler.