Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bis Heinrich VI. v. Höwen. 505
noc< immer österreichische und eidgenössische Besaßung sich gegen-
überstanden. Durch Schimpfworte, die vom jenseitigen Ufer zuge-
rufen wurden, ließ sich Wolleb verleiten, mit einigen seiner Leute
über den Rhein zu seen und in Mels bei Balzers ein Haus anzu-
zünden. Dies gab dem kaiserlichen Feldhauptmann Jakob v. Bod-
mann Veranlassung, Maienfeld zu besezen. Der Vertrag von Gluru8
war von der Regentschaft in Inn8bru> nicht genehmigt worden,
über den Bischof, seine „Untertanen und Helfer“ wurde am 15. Feb.
die ReichSacht verhängt. Damit war der Krieg erklärt.
: Bevor aber die Achterklärung in Tirol und Graubünden be-
fannt wurde, war der Bischof schon in die Gewalt der Oesterreicher
geraten. Die Regenten in Inn3bruck hatten den Hauptleuten in
Glurns den Befehl erteilt, Fürstenburg in ihre Hand zu bringen und
sich auch der Person des Bischofs zu bemächtigen. Man gab nun
diesem vor, daß der Friede nur dann erhalten werden könne,
wenn er dem Kaiser die Oeffnung des Schlosses Fürstenburg zuge-
stehe. Um das Schlimmste zu vermeiden, verstand sich der Bischof
auch hiezu. Das schien jedoch seinen Leuten zu viel. Sie wollten
die Festung nicht preisgeben. Sie verließen das Schloß, kehrten
aber bald mit 30 Gotte3hausleuten zurück und behandelten den Bi-
jchof als Gefangenen.
Nun erschienen kaiserliche Räte vor Fürstenburg unter dem
Vorwande, mit dem Bischofe über den Frieden verhandeln zu wollen.
Der Bischof ging mit 15 Knechten zu ihnen hinaus, kehrte aber nicht
mehr zurück. Von den Knechten entrannen nur vier. *) Fürstenburg
wurde nun belagert, der Bischof aber nach InnsSbruck geführt.?) Von
dort wollten ihn die österreichischen Regenten nach dem abgelegenen
Kloster St. Georgenberg bringen lassen. Allein auf dem Wege ge-
lang es ihm, zu entkommen (zwischen dem 10. und 15. März). Er
begab si< nach Straßburg, wo er noch immer ein Kanonikat besaß.
„Daß er dem Kaiser und den Bünden gegenüber sich keiner
Schuld bewußt fühlte, erhellt daraus, daß er sich vor Kaiser und
Reich zur Verantwortung erbot, und daß er nach dem Friedensschlusse
0 ') So berichtet der Kaplan des Bischofs Magister Heinrich Gaba-
thuler.
?) Das Kloster Münster wurde am 21. Februar 1499 geplündert und
in Brand geste>t. Die Aebtissin führte man nach Inn8bruck, eine als
Blut Christi verehrte Reliquie wurde geraubt. Jäger, Regesten, S. 94.