Volltext: Geschichte des Bistums Chur

500 Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bis Heinrich Vl. v. Höwen. 
Anstände nach gemeinem Rechte oder nach LandesSbrauch entschieden 
werden sollen. Der Bischof verlangte das Erstere. Infolgedessen 
fam es zu keinem Entscheide und die Sache blieb einstweilen auf 
sich beruhen. Allein bald nach dem Wormser Reichstage im Spät- 
jommer und Herbst 1495 tauchten die Anstände wieder auf und 
nahmen einen afuten Charakter an. Vergebens ersuchte der Bischof 
die österreichischen Räte in InnsSbruck, der Vermittlung des Bischofs 
von Konstanz. kein Hindernis in den Weg zu legen und gegen ihn 
(den Bischof Heinrich) nichts gegen Recht vorzunehmen. Dieses 
Schreiben hatte keine Wirkung, und Oesterreich erlaubte sich gegen 
den Bischof und dessen Untertanen im Vintsc<hgau und Engadin 
allerlei Gewalttätigkeiten. Darum rüstete sich der Bischof zur Gegen- 
wehr und besetzte Fürstenburg mit Kriegsvolk. *) 
In diesen Vorgängen dürfen wir wohl einen der Gründe fin- 
den, warum der Kaiser den Vorstellungen der Stadt Chur geneigte 
Gehör schenkte. Am 24. September 1495 widerrief er nämlich das 
dem Bischofe erteilte Diplom bezüglich der Reich3vogtei in Chur und 
sicherte leztere der Stadt neuerdings zu. 
Zu den erwähnten Anständen kam noch ein weiteres Moment, 
welches ebenfalls dazu beitrug, daß die Beziehungen des Bischofs 
zum Kaiser sich ungünstiger gestalteten, das aber auch dem Bischofe 
im Lande selbst Verlegenheit bereitete. In Mailand hatte Ludovico 
Sforza Moro, den Johann Galeazzo, dessen Vormundschaft er führte, 
1494 aus dem Wege geräumt. 
Al3 er nun anfing, das Herzogtum in eigenem Namen zu ver- 
walten, machte der König von Frankreich seine Ansprüche auf Mai- 
land geltend, und es fam zum Kriege. Kaiser Max, welcher für 
Sforza Partei ergriff, verlangte vom Bischof Heinrich, daß er den 
für Mailand geworbenen Mannschaften freien Durchpaß gewähre. 
Diesem Ansinnen entsprach der Bischof im Juni 1495. ?) Allein der 
Kaiser ging weiter. Am 9. August gl. I. (also noc< während des 
Reichstages zu Worm3) ließ Max 1. im Vintschgau ein Mandat 
publizieren, durch welches den Gotte3hausleuten befohlen wurde, sich 
am AuSzuge für den Herzog von Mailand zu beteiligen. Gegen 
2) Ladurner I], S. 43. Ch. T. A. B. f. 319 bh. Zecklin, 1, 216. Nach 
1498 fällte der Bischof von Augsburg einen Spruch zwischen dem Hause 
Oesterreich und dem Stift Chur wegen der krieglihen Empörung im En- 
gadin. Zeclin, l. c. 232. 
2) Ch. T. A. B.f. 294.
	        

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