Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Das dritte und vierte Zahrhundert. » 
der südlichen Schrägseite der Chores springt nach Innen, etwa zwei 
Meter über dem Boden, ein breites Gelaß von Steinplatten vor. 
Es wird von halbrunden Consolen getragen und war mit einem 
sorgfältig gearbeiteten Gesimse bekrönt. Dieses Behältnis steht jekt 
offen, und es ist wohl anzunehmen, daß hier die Reliquien des hl. 
Gaudentius gelegen hatten.“?) 
Der Gotte3hausbund verehrte den hl. Gaudentius als Patron. 
Diesem sind ein Altar in der Domkirche zu Chur, eine Kirche zu 
Mühlen und eine Kapelle zu Vigens geweiht. Die Verehrung des 
Heiligen war früher in Graubünden sehr verbreitet. „Jährlich 
wurde eine Hand des Gaudenzbildes in Bünden herumgesandt, da- 
mit, wer wolle, zum Handkuß gelangen möge.“?) Nach dem Zeugnisse 
Campell8 war die Kirche zu Casaccia noch 20 Jahre nach der Ber- 
wüstung von einer großen Volksmenge besucht. 
Nach dem Breviarium Curiense soll Papst Urban IV. (1261 
bis 1264) die Verehrung des hl. Gaudentius anerkannt haben. Der 
Nachweis, daß diese Angabe richtig sei, läßt sich nicht mehr erbringen, 
da alle Bemühungen, die Bulle oder wenigstens Spuren derselben 
zu finden, vergeblich waren. 
Auffallenderweise erwähnen das Kalendarium des Necrologium 
Curiense und das Breviarium Cur. von 1491 den hl. Gaudentius 
nicht. Erst das Breviarium von 1520 bringt sein Offizium. Es 
scheint also, daß das Fest dieses Heiligen für die ganze Dibzese erst 
nach dem Neubau der St. Gaudentiuskirche (1514-1518) und Der 
Uebertragung der Reliquien eingeführt worden sei. In der Dom- 
kirche befand sich jedoch schon 1330 ein Altar des hl. Gaudentius.?) 
Da5 Fest des Heiligen wurde früher am 7. Mai,*) jpäter am 
2. August gefeiert, jezt am 22. Januar. 
Das Reliquiar, welches die Gebeine de8 hl. Gaudentius, de3 Apostels der 
dortigen Gegend, enthielt, wurde erbrochen, die Reliquien warf man in 
die Maira; dann ging3 an die Verwüstung des Gotte8hause3.“ P. Nicol. 
v. Salis-Soglio, die Familie von Salis S. 44. Siehe auch Quellen zur 
Schweizergesch. Bd. XX1Ul, S. 201. 
1) Prof. Dr. I. R. Rahn, Zürcher Taschenbuch 1897, S. 117. Rahn 
behandelt S. 113-118 die Gaudentiuskirche und gibt eine Beschreibung 
sowie eine Abbildung derselben. 
1 ce. S- 115. 
3) Neerol. Cur. 26 Jan. 
4) In Casaccia war dies noch 1551 der Fall. Christi Himmelfahrt 
fiel in diesem Jahre auf den 7. Mai. 
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