Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bis Heinrich VI. v. Höwen. 489
und von der uns noch zahlreiche Denkmäler, besonders viele Kirchen,
erhalten sind. Sie steht in der Geschichte des Landes einzig da.
Im Todesjahre de3 Bischofs Ortlieb wurde der Hochaltar in
der Kathedrale von Meister Jakob Ruß von NavenSburg fertiggestellt,
eines der vollendetsten und großartigsten Werke dieser Art. Schon
im Jahre 1484 war, wahrscheinlich vom gleichen Meister, das Sa-
framentshäushen errichtet worden.
Für sich selbst ließ Bischof Ortlieb s<on im Jahre 1485 ein
Epitaphium verfertigen. In seinem Rechnungsbuche schreibt der
Bischof: „Item Maister Jacob von RavenSburg sol mir uff Sant
Jacobstag ein Epitaphium hauwen, davon jol ich im geben XL
rheinisch Guldin. Anno 1485 actum est.“
Dieser Sarkophag aus rotgeflecktem Marmor ist ein sehr aner-
fennenswertes Werk der Bildhauerkunst und gereicht noch jebt dem
Dome zur Zierde. Auf der Deckplatte befindet sich das Bild des
Bischofs in liegender Stellung. Der Kopf ist eine großartig model-
lierte Freisfulptur, die Behandlung des Körpers ein Mittelding
zwischen Hoch- und Flachrelief, die Draperie von edler Einfachheit.
Zu Häupten sind zwei Löwen, am Fußende zwei Hunde und zwei
Wappenschilde angebracht. Rahn ) bemerkt: „Der Kopf mit den
großen sprechenden Zügen ist der vollendete Typus eines würdigen
Prälaten.“
Bischof Ortlieb bedachte auch andere Kirchen. So ist uns eine
Wappenscheibe erhalten, welche er in der Kirche von Fideris an-
bringen ließ. ?) In der Kirche St. Johann in Celerina findet sich
wiederholt das Wappen der Familie von Brandis, was darauf
schließen läßt, daß Bischof Ortlieb eine Renovation oder Erweiterung
der Kirc<e vornehmen ließ. *) Im Lande3smuseum in Zürich befindet
sic) ein geschnißter gothischer Fries aus dem Rathause in Ilanz mit
dem Wappen des Bischofs Ortlieb. 9)
Das Chur-Tir. Archiv berichtet, daß Bischof Ortlieb „den kleinen
Turm an der Schloßporten erbauen und mit seinem Wappen zieren
ließ“.
') Schw. Kunstgesch. S. 719. Wir geben als Beilage 9 eine Abbild-
ung des Sarkophags.
?) Dieselbe ist abgebildet und beschrieben im Jahresbericht der Hist.
antiquar. Gesellsch. von Graub. 1899.
*). Nüscheler, Gotte8h. 1, S. 122, Abbildung siehe oben S. 459.
*) Dr. H. Lehmann, Offiz. Führer d. d; Schweiz. Landes8m. S. 28.