Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bi3 Heinrich Yl. v. Höwen. 451
Bundes8genossen ihrer widerspenstigen Untertanen. Rechberg suchte
durch eine plößliche Besezung des Tales und seiner Burgen die Ein-
wohnerschaft zu unterwerfen. Unversehens fiel er mit zahlreicher
Mannschaft in den Heinzenberg ein und drang bis zur Bärenburg
vor. Allein unerwartet schnell sammelte sich das Volk von Schams,
Savien und Rheinwald, Rechberg und sein Krieg5volf mußten sich
in rvegelloser Flucht zu retten suchen. Sie zogen der Rheinebene zu,
verfolgt von den Leuten des Tales. Letztere erhielten Zuzug aus
dem Oberhalbstein, Bergün, ja selbst aus dem entlegenen Engadin
und Bergell. Die Leute der Grafen von Sargans schwuren zum
oberen Bunde, die Burgen Ortenstein, Canova, Paspels und Hein-
zenberg mußten sich ergeben. Die Besazung der Bärenburg konnte
sich flüchten, die Feste selbst ginz in Flammen auf. Die Verbünde-
ten zogen siegesfroh über den Rhein, um die Grafen von Sargans
in ihrer Stammherrschaft anzugreifen. Da kam es am 6. Okt. 1451
zum Waffenstillstande, und es einigten sich die kriegführenden Par-
teien dahin, die Entscheidung ihrer Anstände Schiedsrichtern zu über-
geben. Als sol<he wurden bestellt die Domherren Joh. Amsler und
Johann von Schauenstein, ferner Heinrich von Siegberg und dessen
Sohn Werner, Rudolf von Rinkenberg, sowie Boten der Stadt Chur,
des Zehngerichtenbunde3s und von Glarus. Sie fällten ihren Ent-
scheid am Freitag vor St. Jakob 1452. Gemäß demselben jollen
die Rechte der Grafen unangetastet bleiben, streitige Punkte seien
durc< die ordentlichen Gerichte zu entscheiden. Die Bündnisse der
Grafschaft5leute mit dem obern Teil und den GotteShausgemeinden
bleiben aufrecht. *)
Schlimmer als den Grafen ging es ihrem Lehen3herrn, dem
Bischofe Heinrich. Die Sieger hatten den Freiherrn von Räzüns
gefangen genommen und waren im Begriffe, ihn hinzuvichten, weil
er vom Ueberfalle Rechberg3 gewußt, aber ihn nicht verhindert hatte.
Bischof Heinrich, der ebenfalls direkt oder inderekt Hilfe geleistet,
war zwar persönlich in Sicherheit, mußte aber die Rache in anderer
Weise erfahren.
Man bemächtigte sich gewaltsam des bischöflichen
Schlosses zu Chur, vertrieb aus demselben die Offizialen, nahm
manche Mobilien und alle Speisevorräte weg, sezte die bischöflichen
Beamten in der Stadt ab und erwählte andere an deren Stelle. Im
ganzen erlitt das BiStum einen Schaden von mehr als 1000 fl.
1) Mohr, Gesch. von Graub. 1, 369-375.