Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bis Heinrich Yl. v. Höwen. 413
ohne dessen Zustimmung aufnehmen. Kein Teil wird den andern
unter irgend einem Vorwande angreifen oder ohne Recht gegen ihn
vorgehen. Auch wird kein Teil dulden, daß von seinem Gebiete aus
der andere Teil angegriffen werde. Beide werden freundschaftlichen
Wandel und Gewerb zu einander und bei einander haben und ihre
Angehörigen gegenseitig auf ihren Gebieten schüßen. Bischof Hart-
mann verspricht, die Feste Nüziders in der Weise zu besezen, daß
daraus dem Bunde kein Nachteil erwachse. Derjenige, welchem die
Burg verliehen wird, hat zu schwören, daß er dem Bund und dessen
Eidgenossen keinen Schaden zufügen wolle. Der Bischof wird dem
von den Leuten im Walgau erwählten Richter für die einzelnen
Fälle den Blutbann verleihen. ?)
Aus diesem Vertrag geht hervor, daß Bischof Hartmann und
die Seinigen zwar nicht, wie bisher behauptet wurde, dem Bunde
ob dem See sich anschlossen, wohl aber einen Neutralitätövertrag
eingingen, der doch die Appenzeller und ihre Genossen sehr begünstigte.
Bei dieser Haltung des Bischofs ist e3 auffallend, daß Graf
Wilhelm von Montfort-Bregenz zu Gunsten desselben einen
Vorbehalt machte. Als nämlich der Graf am 17. März 1406 den
Herzvgen Leopold und Friedrich seine Hilfe gegen den Bund ob dem
See versprach, stellte er die Bedingung, daß von dem, was erobert
werde, die Hälfte ihm und seinem Herrn und Freunde, Bischof Hart-
mann von Chur zufallen solle. 2)
Vielleicht hatte lezterer unterdessen seine Stellung geändert und
sich den Derzogen angeschlossen, weil der Bund ob dem See den
Vertrag nicht hielt. Die Untertanen des Bischofs am Eschnerberg
hatten sic) nämlich dem Bunde ebenfalls beigesellt und die Burgen
verbrannt.
Der Anhang der Appenzeller nahm überhaupt ständig zu,
jelbst die Stadt Feldkirch und viele andere traten dem Bunde bei.
Im Mai 1406 zogen die Aufständischen sogar über den Arlberg inz2
Innthal, alles Volk bis Lande schwur zum Bunde. Allein im
Dezember 1408 erlitten die Bündischen bei Bregenz eine entschei-
dende Niederlage, der Bund ob dem See löste sich auf, die Bau-
ern wurden wieder Untertanen, und auch die Leute am Eschnerberg
kehrten unter ihre Herren zurücf, nämlich unter den Bischof Hartmann
und den Grafen Albrecht den Aeltern von Bludenz.
*) Thommen, S. 444.
21.-C.S. 444.