Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bis Heinrich Y1. v. Höwen. 397
Ueber Wahl und Regierungs5antritt Hartmanns herrschte
biSher große Unsicherheit. Eichhorn nimmt an, nach dem Tode des
Bischofs Johann habe ein gewisser Bartholomäus sich des BiStums
bemächtigt und dasselbe zwei Jahre lang als Intrusus innegehabt.
Nach Verlauf dieser Zeit sei vom Domkapitel Hartmann von Vaduz
einstimmig zum Bischofe gewählt worden, dagegen habe Herzog Al-
brecht von Oesterreich seinen Kanzler Anton aufdrängen wollen. Es
jei daher zur Fehde gekommen, schließlich habe Anton auf das BiS-
tum verzichtet. Hartmann soll nach einigen vom Papst Urban VI.
bestätigt worden sein, nach Go8win und Vanotti aber hat der Nach-
folger Urbans, Bonifaz IX., den Kanzler Anton als Bischof bestätigt.
Nun befindet sich. im vatikanischen Archiv in den Registern des
Gegenpapstes Klemens VII. eine Eintragung, welche geeignet ist, in
das bisSherige Dunkel Licht zu bringen. Dieselbe sagt uns, daß der
Scholastikus Luprecht im Auftrage des Bischofs Hartmann von Chur
am 17. November 1388 zu Avignon dem Gegenpapste Klemens eid-
lich versprach, die an die päpstliche Kammer zu entrichtende Taxe in
zwei Raten zu bezahlen. Daraus geht hervor, daß Dartmann vom
Gegenpapste bestätigt wurde und ein Anhänger desselben war. Schon
unter Bischof Johann war die Mehrheit des Domkapitels dem Ge-
genpapste zugetan. Diese hat nun unsern Hartmann zum Bijschofe
gewählt, Bartholomäus war wohl der Kandidat der Minderheit,
welche zum rechtmäßigen Papste hielt. Noch im Jahre 1388 bestä-
tigte Papst Urban VI. den Bartholomäus. *)
Hartmann erschien dem Herzoge Leopold von Oesterreich
wegen seiner Annäherung an die Eidgenossen als verdächtig und un-
zuverlässig. Der Erzherzog wünschte einen ihm ganz ergebenen
Mann auf dem Bischofsstuhle in Chur zu sehen. Schon aus diesem
Grunde, und dann wohl auch als Anhänger des rechtmäßigen Papstes,
trat er dem Bischofe Hartmann entgegen und unterstüßte dessen
Gegenkandidaten. Bartholomäus scheint schon bald nach erfolgter
Bestätigung resigniert zu haben, denn am 28. Januar 1389 gelobt
Kaspar Meysselstein dem Herzog Leopold, ihm mit der Feste Fürsten-
burg gewärtig zu sein, falls er Bischof von Chur werden sollte. *)
Meysselstein gelangte jedoch nicht zur Inful, und Papst Bonifaz IX.
bestätigte am 15. Februar 1390 Anton, den Kanzler des Herzogs
Albrecht, al8 Bischof von Chur. *) Hartmann und die Mehrheit des
!) Eubel p. 227.
St. A. I.
3) (Eubel l. c.