388 Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bis Heinrich Yl. v. Höwen.
Chur einen tatfräftigen und unbedingt ergebenen Bischof wünschten,
habe ein BisStumstausch zwischen Johann von Brixen und Friedrich
von Chur stattgefunden. Um die Bewilligung des Papstes zu er-
wirken, sei Bischof Friedrich eigens nach Avignon gereist. In Brixen
habe Bischof Johann alles veräußert, was irgendwie verkäuflich war
und habe das Geld nach Chur mitgenommen. Als Kanzler Rudolfs IV.
habe er die falschen österreichischen Privilegien angefertigt. *)
Aus den angeführten päpstlichen Bullen, deren Wortlaut uns
durc< die Register des vatikanischen Archiv8 erhalten ist, geht nun
aber flar hervor, daß Johann bis zur Erhebung auf die Kathedra
von Chur nicht Bischof, fondern nur Pfarrer und Chorherr war, daß
er alsv nichts zu tun hat mit dem Bischofe Johann von Gurk und
von Brixen. Leßkterer starb nach dem noch jezt vorhandenen und
jelbst von Liebenau erwähnten Grabsteine am 6. August 1374.)
Bischof Johann von Chur gehörte auch keineSwegs zur Familie der
Schultheißen von Lenzburg. Da3 Nekrologium nennt ihn „de Ehin-
gen“, eine Ortsbeschreibung von Ehingen,*) „Ammann von Bern.“
Nachdem Johann Bischof geworden, suchte ex der dürftigen
Lage des Dochstiftes Chur mit persönlichen finanziellen Opfern
aufzuhelfen. In seinen biSherigen Stellungen hatte er sich ein
Vermögen von 8000 Gulden erworben. Er verwandte dasselbe nun
ausschließlich zur Bezahlung der Schulden des Hochstiftes und zur
Einlösung der Pfandschaften. Eine sehr lange Reihe von Einlösungen
werden angeführt. *) Wir erwähnen von denselben nur folgende:
Die Festen Flums und Reams mit den dazu gehörigen Besitzungen,
Rietberg und Juwalt jowie Remüs, Vogtei in der Stadt Chur, 32 Malter
Weizen jährliche Einkünfte von denen von Marmels, die Erträgnisse
des PYofes Reams8, das Gut Brül im Domleschg, die Zehnten zu
Lenz und Alvaschein, dazu eine Menge von Grundstücken usw. Wei-
terhin erwarb der Bischof die Hälfte der Einkünfte des Vizedominats
im Vintschgau. Von den jährlicheu Steuern zu Chur verwandte er 50 fl.
zur Reinigung und Vertiefung der Stadtgräben, sowie zur AuSbesserung
der Stadtmauern. Auch restaurierte er das Schloß zu Chur und die Feste
Fürstenburg. Lektere erweiterte er durch Aufführung neuer Mauern usw.*)
!) S. 97, 98 u. 106.
?) Liebenau (S. 103) glaubt, auf dem Steine sei statt „obit“ -- „abit“
(nämlich nach Chur) zu lesen.
*) S. 32. Unter den Pfarrherren von Ehingen wird aufgezählt:
„Hans Ammann (minister) von Bern, oberster Schreiber, Kanzler des Her-
30g3 Rudolf von Oesterreich, 1364, hernach Bischof von Chur.“
*) Kat. u. B. A.
*) B. C. Stampfer, Die Fürstenburg S. 10.