Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bis Heinrich VI. v. Höwen. 365 
Studien machte er unter großen Entbehrungen teil3 in Böhmen, teils 
in Ungarn, weShalb ihm sowohl die böhmische als die ungarische 
Sprache geläufig war, und er auch die Charaktereigentümlichkeiten 
beider Völker in sich vereinigte. !') Den höhern Studien lag er ob 
zu Bologna, Perugia und Rom und zwar mit so glänzendem Ev- 
folge, daß er mit der Doktorwürde ausgezeichnet wurde. Er hatte 
sich besonder3 der Rechts8gelehrsamkeit gewidmet und wurde wegen 
seinen außerordentlichen Fähigkeiten nach Vollendung seiner Studien 
von Innozenz VI. unter die Beamten der päpstlichen Curia aufge- 
nommen. *?) Zugleich war er Propst de Castroferreo in der Divzese 
Raab (Ungarn). *) 
Als der bischöfliche Stuhl von Chur durch den Tod des Bi- 
jc<ofs Ulrich erledigt worden war, nahm der Papst auch jezt wieder 
von sich aus die Besetzung desselben vor *) und ernannte den erst 
25 Jahre alten Peter Gelyto zum Oberhirten der Divzese. Dieser 
trat also in sehr jugendlichem Alter das verantwortung5volle Amt 
eines Bischofs an und er war zudem bisSher der Diözese vollständig 
ferngestanden. 
Als er den Hirtenstab ergriff, befand sich das Vintschgau in 
kirchlicher Beziehung in den traurigsten Verhältnissen. Es war noch 
immer mit dem Interdikte belegt, Markgraf Ludwig stand dem 
bischöflichen Stuhle feindlich gegenüber und zog sogar die AuSübung 
der kirchlichen Jurisdiktion durch den Bischof von Chur in Frage. 
Fürstenburg hatte er noch immer in seiner Gewalt. Der neue Bi- 
jchof mußte ihm als offenkundiger Freund Oesterreichs und des 
Papstes zum wenigsten verdächtig erscheinen und sein Mißtrauen 
erwecken. Dennoch gelang e3 dem Bischofe bald, bessere Beziehungen 
zum Markgrafen herbeizuführen. 
Er leistete der Gräfin Margaretha Dienste, worin dieselben be- 
standen, wissen wir jedoch nicht. Am 27. September 1356 erließ 
Markgraf Ludwig von Brandenburg als Graf zu Tirol in InnsSbruck 
ein Schreiben an „alle, welche zum Bistum Chur gehören, Edle und 
Unedle, Ritter und Knechte“ usw., in welchem er kund gibt, daß er 
?) „Natione Bohemus, nutritus in Ungaria, qui utriusque gentis ydioma et 
Pproprietates in 86 habuit.“ Kat. 
?) Nach Ladurner (1, S. 477) soll er eine zeitlang Kanzler und Hof- 
meister des Herzogs Albrecht von Oesterreich gewesen sein. 
*) Eubel, l. c. 
“) So redet Bischof Peter selbst von der „provisio a Sede Apostolica 
de dieta Curiengi ecclesia nobis facta,“ Mohr, Il, S. 425.
	        

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