Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bis Heinrich Y!. v. Höwen. 357
sei. ?) Diese Burgen wurden also als Pfand genommen. Auch das
freie Besezungsrvecht der Pfarrei auf Tirol wurde dem Bischofe ge-
waltsam entzogen, der Markgraf ernannte 1348 von sich aus den
Pfarrer. *)
Am 11. Oktober 1347 war König Ludwig plößlich auf einer
Bärenjagd gestorben. Seine Anhänger stellten zwar den Günther
von Schwarzburg als Gegenkönig auf, allein nachher ließen sie den-
jelben im Stiche, und er starb nach kurzer Zeit. Karl 1V. wurde
nun allgemein als deutscher König anerkannt. Nachdem Bischof
Ulrich sich seiner Kerkerleiden entledigt hatte, eilte dieser nach Böhmen
und fand bei Karl IV. die huldvollste Aufnahme. Er erhielt vom
Könige am 4. April 1348 in Prag eine Urfunde, welche ihm die
Restitution des Schlosses Montani, der Kapelle St. Medardus und
zweier Düfe zu Morter und Latsch zusicherte, was alles dem Hoch-
stifte unrechtmäßigerweise entrissen worden sei. *) -Ja am folgenden
Tage übergab Karl IV. dem Bischof Schloß, Gericht und Kir<ensaß
zu Nauderöberg, mit Finstermünz usw. Alle königlichen Rechte im
Gerichtsbezirfe Nauder38, zu welchem mit Rücksicht auf die hohe
Judikatur auch das Unterengadin gehörte, in3besondere die territoriale
Grundherrlichfeit, die hohe und niedere Gericht5barfeit und die herr-
schaftlichen DoheitSrechte, jollten an das BiStum übergehen. *) Diese
Zusicherungen standen allerdings nur auf dem Pergament, und es
lag nicht in der Macht des Königs, seinen Verfügungen Nachdruck
zu verschaffen, blieb ja Tirol in der Gewalt de3 Markgrafen Ludwig.
Immerhin mochte der Bischof sich der Hoffnung hingeben, daß wie-
der günstigere Verhältnisse eintreten und dann die königlichen De-
frete in Vollzug geseßt werden könnten. Aus diejem Grunde legte
er ohne Zweifel großen Wert auf die erwirkten Urkunden.
Leider rückte nur zu schnell die Zeit heran, da er, seinem Ver-
sprechen getreu, nach Tirol zurückfehren mußte, um von neuem Ker-
ferleiden zu erdulden. In Nürnberg, wo er Pfingsten feierte (13.
Juni), stellte sich ihm ein neues Bild des Wechsels alles menschlichen
Glückes entgegen. Dort hatten sich nämlich die Altbürger für König
Karl erklärt, wurden aber von der Gegenpartei vertrieben. Bischof
Ulrich verfaßte über diese Vorgänge einen Bericht, in welchem er
?) Thommen, Il. c. S. 274.
?) K. Az, Dekanat Meran, S. 292. Von da an bis 1657 beanspruch-
ten die Lande8herven das Patronat der Pfarrei Tirol.
8) Mohr, I11, S. 47,
*) Planta, Feudalzeit. S. 112.