318 Von Bischof Siegfried v. Gelnhausen bi3 Heinrich Y1. v. Höwen:
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts siedelten sich in
Graubünden, Sarganserland, Oberrheintal und Walgau viele Leute
aus dem Oberwallis an, die daher „Walliser“ oder „Walser“ ge-
nannt wurden. Anlaß zur Auswanderung gaben wohl Ueber -
völferung, die beständigen Kriege, sowie Naturereignisse, Ueber-
sc<wemmungen und Bergstürze. Noch jezt lebt im Wallis die Ueber-
lieferung fort, daß gewisse Dörfer von Bergstürzen begraben worden
und die Einwohner ausgewandert seien. Selbst im 17. Jahrhundert
fam eine solche Auswanderung vor, weil das wenige Land eines
Dorfes überschüttet wurde. *) Besonder3 begünstigt wurden die
Walliser-Ansiedelungen durch die Freiherren von Vaz und die Grafen
von Montfort. Auch die Bischöfe von Chur und die verschiedenen
Klöster waren den Niederlassungen günstig. Die Walser sollten
dienen zur Gewinnung wirtschaftlichen Neulandes durch Urbarmachung
und zur Schaffung einer bodenständigen Bevölkerung an wichtigen
Verkehr8wegen. Darum wurden ihnen biSher spärlich bewohnte und
an Päßen gelegene Gebiete angewiesen. Hauptkolonien der Walser in
Graubünden waren Davos und der Rheinwald, beide im Gebiete
deren v. Vaz gelegen. Sie bilden den Ausgang3- und Mittelpunkt
weiterer Niederlassungen. Mit der Kolonie Davos waren in Ver-
bindung die Niederlassungen der Walser in Langwies, Arosa, Praden,
Wiesen, verschiedenen Orten des Prätigau, vielleicht auch die in
Klosters, Churwalden, ?) Runggalier bei Chur, Flix in Oberhalbstein
und Mutten. Zur Rheinwaldgruppe scheinen zu gehören Safien,
Tschappina und Vals. Bei den Walser-Kolonien in Obersaxen, Ver-
sam und Valendas ist es ungewiß, ob sie direkt aus dem Wallis
oder von einer schon bestehenden Ansiedlung besezt wurden. *)
Weitere Walser-Niederlassungen finden wir in dem Gebiete der Abtei
Pfäfers im Calfreisental, Vasön, Bläz, JIgis, Untervaz, MasStrilser-
berg usw., dann besonders in Vorarlberg, in Triesenberg, in der
Grafschaft Vaduz usw. An einzelnen Orten, wie in Obersaxen,
Vals, Versam, Valendas und teilweise im Prätigau ging die bis-
) P. S. Furrer, Geschichte vom Wallis. Sitten, 1850, S. 114.
*) Vielleicht ist die Bevölkerung in Churwalden und Kloster8 auf
sHwäbische Ansiedelungen zurückzuführen, welche durch die beiden von
Roggenburg aus gegründeten Klöster veranlaßt wurden.
*) In der ersten Hälfte des 13. Jahrh. waren drei nebte von Di-
jentis Walliser (Albert, Burkhard 1., und Gualfred). Vielleicht ging die
Anregung zu den Walliser-Niederlassungen in Obersaxen usw. von ihnen
aus.