Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Der hl. LuziuS. d 
Rätien. ?) Notker Balbulus (+ 912) erwähnt die leßtere, scheint jedoch 
zu zweifeln, ob der britannische und rätische Luzius dieselbe Per- 
jönlichfeit jei. Sowohl Beda als Notker stüßten sich auf den Liber 
pontificalis. 
Das hauptsächlichste, aber allerdings späte Zeugnis über unseren 
Veiligen, ist die oben angeführte und im Au3zuge mitgeteilte Homilie 
aus dem 8. oder 9. Jahrhundert. Sie ist die einzige Quelle, welche 
die Tradition von Chur zur Darstellung bringt. Ihre Angaben 
waren bis zum 16. und 17. Jahrhundert in der Diözese Chu? maß- 
gebend. Die alten angelsächsischen Geschicht3schreiber jchließen sich 
zumeist an Beda an. Erst Galfried Monmouth (+ 1154) bereicherte 
die Legende mit sehr unzuverlässigen Zutaten.?) Auf ihn, sowie auf 
spätere Chronisten fußt das Proprium Curiense von 1646. ; 
2. Luzius wurde im Bistum Chur seit den ältesten Zeiten als 
Veiliger verehrt und sein Fest am 3. Dezember mit großer Feier- 
lichfeit begangen. Bei Anlaß desselben wurde in Chur die oben- 
erwähnte Domilie gehalten. Im 9. Jahrhundert treffen wir die 
Verehrung des hl. Luzius in St. Gallen und im 10. auch in Zürich. 
Das Bistum Chur betrachtete ihn stet8 als seinen Patron, und noch 
jeht ist sein Fest in Graubünden und Liechtenstein gebotener Feiertag. 
Auch verschiedene andere Diözesen, wie St. Gallen, Augsburg, Regen3- 
burg, Mainz, Freising und Sitten begehen dasselbe in Offizium und 
Messe. 
3. Die Kirche in Chur, welche wenigstens später als St. Lu- 
ziusSkirche erscheint, bestand sicher schon im 6. Jahrhundert, denn 
in ihr befand sich bis ins 16. Jahrhundert der Grabstein des im 
?) Monum. hist. Britannie. I, IL. 3. Martyro]. Die Stellen bei Beda 
und Notker sind abgedruckt bei Lütolf l. c, S. 121 und 122. Ein Dokument, 
welches 1852 von London nach Chur gebracht wurde und in der Sakristei 
der Domkir<e aufbewahrt wird, ist ohne allen historischen Wert. Lütolf 
Seite 112. 
?) Die Angabe der englischen Literatur über den hl. Luzius siehe bei 
Lütolf l. c.. S. 109 ff. Nach der walisischen Tradition joll Luzius 180 die 
erste Kirehe zu Clandoff gegründet haben. In der Sakristei der Kirche 
St. Peter upon Cornhill London befindet sich eine alte Tafel, deren Inschrift 
in mittelalterlichem Englisch berichtet, daß Luzius diese älteste Kirche von 
London erbaut und daselbst den erzbischöflichen Sitz errichtet habe. Dieser 
sei dann durch den hl. Augustin nach Canterbury verlegt worden. Die 
Tafel sei beim Brande der Kirche 1666 gerettet worden. Eine zweite mit 
ähnlicher Inschrift habe sich in in St. Paul befunden. Churchmen (Wochen- 
zeitung) London. 24. Aug. 1906. 
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