Von Bischof Konrad 1. bis Berthold I1.
6 Chorherren, das vom Bischofe und am 20. April 1221 von Papst
Donvorius II. bestätigt wurde. )) Diesem Stifte standen die Patro-
nate sämtlicher Pfarreien des Misoxer- und Calancatales zu.
Von alter3her hatte auch die Geistlichfeit auf dem Lande
ihre Organisation. An der Spiße eines Landbezirkes stand der Ar-
HipreSbyter, der Priester an der Yaupt- und Mutterkirche, in
der allein getäuft wurde, und welcher die tituli minores, die später
entstandenen Nebenkirchen, mit ihren Priestern unterworfen waren.
Der ganze Bezirk hieß plebs oder Christianitas. Die Zahl der
Taufkirchen muß im Bistum Chur sc<on im 9. Jahrhundert eine
bedentende gewesen sein, da sich Bischof Viktor im Jahre 828 beklagt,
daß ihm nach dem Raube Rvoderich8 von 230 Kirchen nur sechs Tauf-
kirchen übrig geblieben jeien. Im gesamten waren aber %4 der Kir-
dien entzugen worden, Taufkirchen dürfte es also 20-30 gegeben haben.
Der Archipresbyter hatte die Aufsicht über den ihm unter-
stehenden Klerus, präsentierte die Ordinanden und versammelte die
Geistlichkeit zu den monatlichen Zusammenkünften. Er hatte auch
für die vakanten Benefizien seines Bezirkes zu jorgen, aber es war
ihm verboten, die Einfünfte derselben an jich zu ziehen.
Die kirchliche Gerichtsbarfeit, besonders über den Klerus, und
das VisitationSre<ht übte der Archidiakon aus. Ursprünglich gab
es nur einen solchen für die ganze Diözese, später wurden mehrere
bestellt und jedem ein Bezirk zugewiesen. In unjerem Bistume
lehnte sich diese Einteilung an die politischen Bezirke, die Ministerien
an. Für jedes Ministerium gab es auch einen Archidiakon, dem also
je eine Reihe von ArchipreSbyterial-Bezirken unterstanden. Dies gab
Veranlassung zu grüßeren Vereinigungen des Klerus, zur Bildung
von Landkapiteln je im Umfange eines Ministeriums. In Nach-
ahmung der Einteilung und Benennung, wie sie in Klöstern gebräuch-
lich waren, wurden diese Kapitel auch Dekanien (Dekanate) genannt.
Aufgezählt werden zum ersten Male die Dekanate der Diözese im
Einfünfterodel der Kir<e von Chur aus dem Ende des 13. Jahr-
hunderts. ?) Mit Anführung der Pfarreien werden sie erwähnt im
bischöfl. Urbar aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts. 8) ES waren
sieben Dekanate, nämlich :
!) Nüscheler, GotteSh. 1, S. 84. Acta Pontif, Helv. I. p. 84.
?) Mohr Il, S. 105.
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