Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Von Bischof Konrad 1. bis Berthold Il. 
über den Nachlaß. Der Bischof erhielt die Hälfte aller liegenden 
Güter und Lehen, sowie alles bare Geld. Mit den Tüchtern des 
Verstorbenen, die Ansprüche erhoben, gab es noch längere Anstände.*) 
38. Berthold ||. v. Heiligenberg. 
Die verwandtschaftliche und daher nach den damaligen Verhält- 
nissen auch politische Stellung dieses Bischofs war derjenigen seines 
Vorgängers gerade entgegengeseht. Berthold war ein Schwestersohn 
der Freiherren Johann und Donat v. Vaz und daher auch mit denen 
von Werdenberg blut3verwandt. Die Grafen von Heiligenberg, denen 
er entstammte, bildeten den lezten Zweig der im übrigen längst aus- 
gestorbenen Familie der Gaugrafen des Argen-, Linz- und Nibelgaues, 
beziehung3weise der Grafen von Bregenz-Buchhorn. Berthold, der 
lezte von Heiligenberg, verkaufte alle seine Besitzungen und die gräf- 
lichen Rechte an Hugo von Werdenberg, behielt sich aber die lebens- 
längliche Nugnießung vor. ?) Dieser Berthold kann nur unser Bischof 
sein. Derselbe war 1283 Kanonikus von Chur. *) Als Bischof be- 
stätigt wurde er vom Metropoliten zu Mainz, *) erhielt aber nie die 
bischöfliche Weihe. Er nennt sich in allen Urkunden „Bestätigter“, 
und auch das Totenbuch bezeichnet ihn mit diesem Beiworte. Der 
mächtige Hugo von Werdenberg, der mit Berthold so eng ver- 
bunden war, hatte wohl bei der Bischofswahl seinen Einfluß geltend 
gemacht. Es scheint aber, daß die Freunde des verstorbenen Bischofs 
Friedrich sich nicht so leiht zur Anerkennung Bertholds verstehen 
wollten. Darauf deutet ein merkwürdiger Vergleich des neuen Bi- 
jchofs mit Eglolf v. Aspermont hin. Letkterer war der Sohn 
oder Bruder de3 bei Balzers gefallenen Eberhard v. Aspermont und 
wie dieser, ein treuer Anhänger Friedrichs. Eglolf und sein Sohn 
Ulrich verübten nun am Hochstifte verschiedene Gewalttätigkeiten, 
nahmen Vieh und Getreide weg und raubten inSbesondere dem Dom- 
kapitel Güter, welche zum Hofe Schiers gehört hatten. Das geschah 
offenbar nach dem Tode Friedrichs, wahrscheinlich anläßlich der Wahl 
Bertholds. Lezterer belegte zuerst die v. Aipermont mit dem Banne, 
verfuhr aber dann im erwähnten Vergleiche auffallend milde. Statt 
Eglolf und Ulrich zur Restitution anzuhalten, schenkt er an deren 
17 0-S. 39, 1338 11. 139: 
?) Vanotti, Gesch. der Grafen v. Montfort. S. 224. 
*) Mohr 11, S. 21. 
4) Vatik. Archiv. Reg. Bonifacii VIII. ann IV. V. et VI. fol. 97b. 
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