Volltext: Geschichte des Bistums Chur

Der hl. Luzius. 3 
um die Lehre Christi zu verkünden. Da hörte er auch von der heidnischen 
Stadt Augsburg, kam dahin und bekehrte den Patrizier Campester, 
sowie manche Andere. Nachdem er die hier von ihm gegründete 
Christengemeinde im Glauben ermuntert und gestärkt hatte, verfügte 
er sich in die Gegend von Chur. Hier bereitete er sich neuerdings 
durch Fasten, Bußübungen, Wachen und Gebet auf das Missions8- 
werk vor. Eine Woche lang hatte er diese Uebungen fortgesebt, da 
mahnte ihn die Einsprechung des hl. Geistes, nun mutig Yand ans 
Werk zu legen, und er fing an, gegen den heidnischen Aberglauben 
zu predigen und die <hristliche Lehre zu verkünden, nämlich „einen 
Herrn, einen Glauben, eine Taufe.“ Die Leute entgegneten ihm: 
„Kommt denn nicht der Sonne, dem Monde und den Sternen gött- 
liche Kraft zu? Sehen wir denn nicht, daß diese zu ihren Zeiten 
herrschen und die Geschike der Menschen bestimmen?“ Luzius ent- 
gegnete: „Glaubet an den einen Gott, durch den alles geworden, 
der Himmel und Erde gemacht, die Meere ausgegossen, den Himmel 
mit Lichtern, die Erde mit Pflanzen und Bäumen versehen hat, der 
das Firmament mit Wolken umhüllt und die Sonnenhiße mildert, 
die Erde mit Regen befruchtet. Er ist der Herr der Herrscher, in 
dem wir leben, sind und uns bewegen, der der Sonne und den 
Sternen gebietet, sie alle gezählt und benannt hat.“ Auf jolche und 
ähnliche Anreden des hl. Luzius bekannten sich viele zum Christen- 
tume. Er unterrichtete sie weiter, schärfte ihnen das apostolische 
Verbot der Teilnahme an den heidnischen Opfermalzeiten, des Ge- 
nusse3 von Ersticktem und der (bei den Heiden allgemein verbreiteten) 
Unzucht ein, bereitete sie durch Fasten vor und taufte sie dann. 
Der Heilige vernahm auch, daß in einem Walde, Marswald *) 
geheißen, in unsinniger Weise junge Urochjen als Götter gehalten 
werden. Er ging hin und bekehrte einen Teil der dort versammelten 
Heiden; andere aber, außer sich vor Zorn, warfen den Heiligen in 
eine Grube und wollten ihn steinigen. Die Christen, welche ihn 
begleiteten, wollten die Verfolger töten. Allein unterdessen geht 
Luzius unverleht aus der Grube hervor, predigt noch eindringlicher 
und gewaltiger und mahnt mit Hinweis auf das Beispiel Christi 
seine Gläubigen, daß sie davon abstehen sollen, sich an seinen Fein- 
den zu rächen. Wie durch göttliche Fügung kommen jekt die wilden 
Tiere, wegen denen der Auflauf stattgefunden, herbei. Auf das Ge- 
bet des Heiligen werden sie zahm und le>en seine Füße, er aber 
1) „Silva martis“ ist die Gegend vom Luzisteig. Nüscheler Gottes- 
häuser 1. S. 25. 
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