2 Von Bischof Konrad 1. bis Berthold Il.
und noch lange, nachdem in Chur Nachfolger gewählt und eingeseßt
waren, und die Aussühnung zwischen Papst und Kaiser stattgefunden,
als schismatischer Gegenbischof über Vintschgau und Engadin bi-
sc<öfliche Gewalt ausgeübt. ?)
Verleitet hiezu wurde man durch eine Urkunde, welche vom
Jahre 1186 datiert ist. ?)) Durch dieselbe schließt Bischof Egino mit
dem Abte von Marienberg einen Vergleich ab. Lezkterer behauptete,
daß das Frauenkloster Münster ihm unterstellt sei, und er verlangte
zugleich die Derausgabe gewisser Güter, die rechtlich seinem Stifte
gehören. Der Bischof beanspruchte die Pfarrkirche in Schuls und
einige Güter, welche das Kloster Marienberg inne hatte. In der
Urkunde tritt nun der Bischof die Pfarrkirche in Burgeis dem Klo-
ster ab, und dieses verzichtet auf die Kirche in Schul3 zu Gunsten
des Bischofs. Die Abgaben des Klosters an den Bischof werden
festgestellt und die streitigen Güter dem Kloster zugesprochen. Der
Abt verzichtet auf die Jurisdiftivn über das Kloster Münster und
auf die beanspruchten Güter desselben.
Die Urkunde ist noc< vorhanden und befindet sich jezt im k.
Reichsarchiv in München. Sie erweist sich nach dem einstimmigen
Urteile gewiegter Diplomatifer als eine Fälschung, der Charakter der
Schriftzüge weist mit Sicherheit auf das Ende de3 13. oder den
Anfang des 14. Jahrhundert3 hin. Die Namen der Zeugen sind
sämtliche von einer Urkunde des Jahres 1201 *) abgeschrieben. Wahr-
scheinlich wurde die Fälschung im Jahre 1301 ausgeführt. Damals
bestanden heftige Streitigkeiten zwischen Bischof Siegfried und dem
Abte Ulrich von Marienberg. Der Bischof exkommunizierte sogar
den Abt und belegte das Kloster mit dem Interdikt. Der Abt hatte
dem Bischof die Ehrenbezeugungen und gewisse Abgaben verweigert,
der Bischof aber beanspruchte die Pfarrkirche in Burgeis. *) Es han-
delte sich also gerade um jene Gegenstände, auf welche die Urkunde
sich bezieht. Diese wird hergestellt worden sein, um als Beweis-
mittel gegen den Bischof zu dienen. Die Kirche in Burgeis war
allerdings von Päpsten und Bischöfen dem Kloster bestätigt worden,
allein man wollte auch einen urkundlichen Nachweis erbringen, auf
welche Weise die Kirche an das Stift gekommen sei. Die Abgaben
an den Bischof wurden genau aufgezählt, damit dieser nicht weitere
!) Eichhorn, p. 81, Mohr, [, S. 199 u. andere.
*) Goswin-Schwikßer, S. 86. Mohr, 1, S. 214.
*) Abgedruc>t bei Go38win-Schwißer, S. 91.
1): 1.0. 192;
216